Unterwegs im Elsass

Besuch bei Bacchus und Europa

Das Elsass, heute eine der 26 Regionen Frankreichs, pendelte im Lauf seiner Geschichte politisch und kulturell zwischen den Staaten Deutschland und Frankreich. Unter Reisenden ist das Elsass vor allem wegen seiner kulinarischen Vorzüge beliebt.

"Die Satire zeigt den Menschen, wie lächerlich sie sind", meint Tomi Ungerer, der Großmeister der Satire und Autor einer Vielzahl von Büchern, die er selbst als "Kataloge der Verwirrungen, der Heuchelei und der Bosheit" bezeichnet. Tomi Ungerer verließ seine Heimat, das Elsass, als junger Mann nach dem Zweiten Weltkrieg. Er schlug sich durch die russischen Linien bis nach Lappland durch. In New York machte er Karriere.

"Ich wollte Abenteuer", sagt Ungerer mit bubenhaftem Lächeln und zündet sich eine selbst gedrehte Zigarette an. Die Stadt Strassburg, wo Ungerer im Jahr 1931 geboren wurde, widmet dem wohl bekanntesten Elsässer ein ganzes Museum in der Villa Greiner, mitten im Zentrum, gegenüber vom Nationaltheater. In Wechselausstellungen werden die Zeichnungen des unermüdlich tätigen Künstlers präsentiert. Ein Must für Strassburg-Besucher.

Deutsch ist allgegenwärtig

"Das Elsass ist wie eine Toilette, es ist immer besetzt", pflegte Ungerer zu scherzen, wenn die Sprache auf die Grenzlage des Elsass zwischen Deutschland und Frankreich kam. Heute ist alles anders. Straßburg ist Europahauptstadt und das Elsass Schlemmerreiseziel. Da ist es nur von Vorteil, dass aufgrund des Pendelns zwischen den beiden Staaten und Kulturen viele Elsässer heute noch Deutsch sprechen.

Eine deutschstämmige Köchin, Michaela Peters aus Westfalen, ist im altehrwürdigen "Le Rendezvous de la Chasse", dem Restaurant im Grand Hotel Bristol in Colmar, im Engagement. Michaela Peters erkochte einen Guide-Michelin-Stern mit einer gelungenen Mischung zwischen deftig-elsässisch-bodenständig und höchst sophisticated. Im "Rendezvous de la Chasse", dem Jägertreff, kamen gleich beim Bahnhof von Colmar die Jagdgesellschaften zusammen, denn das Elsass ist eine traditionsreiche Jagdregion. Heute noch landen Hirsche, Hasen und Wildschweine auf den Tellern und auf der Speisekarte des "Rendevous de la Chasse".

Kanäle durch Klein-Venedig

Die Stadt Colmar gibt sich in ihrem Zentrum bukolisch. Fachwerkhäuser sind in kräftigen Farben angepinselt, dazwischen dominieren schwere dunkle Holzbalken aus vergangenen Jahrhunderten. "Petite Venise", Klein-Venedig, heißt ein von Kanälen durchzogenes Viertel von Colmar, wo duftige Tarte Flambée, hauchdünner Teig belegt mit Zwiebeln, Käse und Schinken, zu elsässischen Weißweinen gereicht wird.

Wenige Kilometer von Colmar entfernt befinden sich zwei der schönsten Winzerorte der Region. Eguisheim und Turckheim. Die Orte sind eingebettet in Weinberge und schon seit Jahrhunderten Hüter des Wissens um die Weinkultur. In den letzten Jahrzehnten wurden elsässische Weißweine oft süß ausgebaut, eine Mode, von der das Elsass wieder abgekommen ist. Die Rieslinge, die jetzt auch international reüssieren, sind fruchtig und fein.

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