Strategieberater enttäuscht

Tories verfehlen Absolute

Der Wahlsieg der Tories fiel ohne absolute Mehrheit aus. Dorthin wollten sie aber mit Hilfe von Tom Edmonds kommen, ein politischer Strategieberater für konservative Parteien und Institutionen, wie etwa die Republikaner in den USA. Und der Amerikaner Tom Edmonds war überrascht über die old fashioned Tories.

Mittagsjournal, 07.05.2010

Von Tür zu Tür gepilgert

Tom Edmonds ist ein erfahrener Politikberater. Er hat im Wahlkampf 25 Tory-Abgeordnete begleitet, wie sie von Tür zu Tür gingen. Für einen Amerikaner ist die britische Art des Wahlkampfes sehr frustrierend, sagt Edmonds: "In den USA verwenden wir sehr viele TV und Radio Spots. Aber immer wichtiger werden das Internet und Social Media wie Facebook und Twitter. In Großbritannien ist es noch Tinte auf Papier. Sie schicken ihre Flyer per Post oder geben sie persönlich den Leuten in die Hand, das ist sehr sehr altmodisch".

Partei gibt zuviel vor

Es gibt auch wenig Geld für individuelle Wahlkämpfe einzelner Kandidaten. Die Partei gibt alle Themen vor bis hin zu den Formulierungen. Man kann also kaum lokale Anliegen für den Wahlkampf nützen, bedauert Edmonds. "Die Partei kontrolliert alles und so ist auch die Werbung im ganzen Land gleich. Das ist ein Problem, denn wir wissen doch, dass alle Politik eigentlich Lokalpolitik ist. Wenn z.B. ein Betrieb zusperrt oder man möchte, dass ein bestimmtes Spital gerettet wird, das interessiert doch die Leute viel mehr als Themen der Zentralregierung".

Tory-Botschaft: Change

An konkreten Themen war David Camerons Wahlkampf ohnehin recht arm. Seine große Botschaft ist: Change / Veränderung. Was genau ist damit gemeint? "Wie Obama stellte es Cameron den Leuten frei, ihre eigenen Vorstellungen zu entwickeln, was das heißen soll. Jetzt wenn er wirklich an die Macht kommt, könnte das unangenehm sein, denn jetzt werden die Leute merken, dass vielleicht ihre Idee von Veränderung nicht mit seiner übereinstimmt".

Cameron ist nicht Brown

Die stärkste Botschaft Camerons, sein Alleinstellungsmerkmal unter den Kandidaten war jedenfalls eines, sagt Tom Edmonds: "Außer, dass er nicht Gordon Brown ist, hat Cameron jetzt nicht viel politischen Gestaltungsspielraum. Er muss das tun, was im Wahlkampf niemand deutlich ansprechen wollte, nämlich ein riesiges Budget-Defizit sanieren. Er hat nichts zu verschenken, sondern muss sofort kräftig sparen. Das ist umso schwieriger, als seine Partei keine ausreichende Mehrheit hat. Er muss eventuell unpopulär regieren und gleichzeitig schon wieder Wahlkämpfen, ein schwieriger Spagat".

Auf jeden Fall wird sich Cameron auf die Innenpolitik beschränken, meint Tom Edmonds. Europa interessiert ihn wenig, er kann in der Union keinen Mehrwert für Großbritannien sehen. Ebenso wenig wird er irgendwo in der Welt an Kriegen teilnehmen. Er hat zu Hause genug zu tun.