Eigenwillige Erklärungen aus den USA

Ölpest: Der Wille Gottes?

In den US Medien ist die größte Ölpest in der Geschichte des Landes Thema Nr.1. In der öffentlichen Diskussion kommen auch sehr eigenwillige Meinungen und Erklärungen zum Vorschein: Es sei der Wille Gottes sagen die einen, andere wittern eine Verschwörung.

Mittagsjournal, 15.06.2010

Machtlos gegen Willen Gottes

Für die meisten US-Bürger ist der Ölkonzern BP verantwortlich für das Desaster im Golf von Mexiko. Aber es gibt auch andere Meinungen. Für Tom Cole, den erzkonservativen Abgeordneten aus dem Bundesstaat Oklahoma, ist die Ölpest ganz einfach der "Wille Gottes". Und gegen den kann der Mensch eben nur bedingt etwas unternehmen, wie der Abgeordnete in einer Radio-Sendung meint: "Vielleicht hätte man BP zwingen sollen, noch mehr Schiffe zu mobilisieren. Aber: Gottes Wille ist Gottes Wille."

Kein Unfall?

Auch der Gouverneur von Texas Rick Perry, ist ein frommer Mann. Auch er sieht hinter der Katastrophe die Handschrift von höherer Stelle. Als Journalisten nachfragen, ob das den wirklich sein könne, philosophiert der oberste Mann im Bundesstaat weiter: "Es ist etwas, das niemand genau sagen kann. Es kann ein Unfall sein, es kann aber auch etwas anderes sein." Dem Willen Gottes wird im konservativen Texas auch vom regierenden Gouverneur traditionell große Aufmerksamkeit geschenkt. Manchmal mehr als den Sünden der Ölkonzerne.

Gott sendet uns Botschaft

Dass Zeichen unterschiedlich gedeutet werden können, macht Ted Turner, der Erfinder des Nachrichtensenders CNN bewusst. Er meint in einem Interview zu Umweltpolitik und Ölpest: "Ich frage mich, ob uns Gott nicht dadurch sagt, dass er nicht will, dass wir vor der Küste nach Öl bohren. Könnte sein, er sendet uns eine Botschaft."

"Rohöl ist Natur pur"

Wer meint, dass zumindest die verheerenden Auswirkungen der Ölpest unumstritten sind, der irrt. Brit Hume ist Analyst des populären meinungsmachenden TV-Kanals Fox. Und er erklärt seinen Sehern: auch Öl ist Natur. Und Rohöl eben Natur pur: "Wissen sie woher das meiste Öl im Meer kommt? Das sickert auf natürlichem Weg aus unterirdischen Lagerstätten ins Meer. Und der Ozean kann viel davon selber abbauen." Am Ende steht bei Fox fest, was stets vor Beginn der Sendung bereits klar ist: Präsident Obama ist schuld. Oder hat zumindest vollständig versagt.

Verschwörungstheorien

Fixe Begleiterscheinung aller Katastrophen sind Verschwörungstheorien. Die kommt diesmal von rechts-außen: Radiostar Rush Limbaugh, von Millionen-Hörern verehrt, wittert ein Attentat. Just als sich die US Regierung endlich Atomkraft und Öl zuwende, explodiert eine Bohrinsel: "Was eignet sich besser, um Ölbohrungen und Atomenergie zu stoppen? Eine Explosion auf einer Bohrinsel. Ich verweise lediglich auf das Timing!"

Atombombe soll Leck schließen

Auch zur Lösung des Problems werden quer durch den Kontinent zündende Ideen gesammelt. Etwa, das Leck am Meeresgrund durch eine Atomexplosion zu schließen. An der Spitze einmal mehr der TV-Sender Fox. Ex-U-Boot Offizier und Nuklear-Experte Christopher Brownfield meint im Studio: "Nuklearwaffen wurden verwendet, um unkontrollierbare Öl- oder Gasausbrüche zu stoppen. Die Sowjetunion hat das in den 60er Jahren viermal gemacht."

Weißes Haus: Atomare Lösung keine Option

Greise russische Atomingenieure plädieren auch in anderen Sendern für den großen Knall. Solange bis schließlich das Weiße Haus reagiert und in einer Aussendung feststellt, dass die atomare Option nicht zur Diskussion stehe. Eine Entscheidung, die manche der ohnehin bereits schwer geprüften Küstenbewohner vielleicht mit einem schlichten "Vergelt´s Gott" zur Kenntnis genommen haben.