Die Liberale Iveta Radicova

Frau an der Spitze der Slowakei

Im Parlament in Bratislava wird die neue Mitte-Rechtsregierung vereidigt. Es ist eine Vier- Parteienkoalition, bestehend aus Christlich-Liberalen, Christdemokraten, Liberalen und der Partei der ungarischen Minderheit "Most-Hid". Zum ersten Mal wird die Regierung von einer Frau angeführt: von Iveta Radicova.

Morgenjournal, 08.07.2010

Erfahrung mit sozialen Themen

Auf die Frage, welche Eigenschaft sie am meisten schätze, sagt Iveta Radicova einmal: die Fähigkeit zuzuhören. Eine Fähigkeit, die sie in ihrer beruflichen Laufbahn unter Beweis stellen kann. Als Professorin der Soziologie an Universitäten in der Slowakei, den USA und auch in Österreich. Als Leiterin von Sozialprojekten mit Roma und Sinti.

Möchte Vertrauen in Staat wiederherstellen

Zur Politik stößt die heute 53-Jährige erst vor wenigen Jahren. Der damalige Premier Mikulás Dzurinda holt sie 2005 als Ministerin für Arbeit, Soziales und Familie in seine Regierung. Auf die damalige Frage, warum sie sich nun für die Politik entschieden hätte, antwortete sie, sie möchte: "dass die Menschen wieder Vertrauen in ihre Politiker und ihre staatlichen Institutionen haben."

Von der Rücktritts- zur Präsidentenkandidatin

Als sie 2009 eingestehen muss, für einen abwesenden Abgeordneten abgestimmt zu haben, ist für sie daher auch klar, dass nur ein Rücktritt die richtige Antwort auf ihren Fehler sein kann. Ein Schritt, der ihr großen Respekt verschafft. Kurze Zeit später tritt sie bei den Präsidentenwahlen an und schafft es gar in die Stichwahl. Im Frühjahr dieses Jahres übernimmt sie den Parteivorsitz der SDKU - der christlich-liberalen Partei von Mikulás Dzurinda.

Hauptpriorität Wirtschaftswachstum

Politisch vertritt Iveta Radicova einen wirtschaftsliberalen Kurs. "Die stärkste Sozialpolitik ist es, wenn die Menschen von ihrem eigenen Einkommen leben können", so ihr Credo. Der Schlüssel zu sozialer Gerechtigkeit, das ist Wirtschaftswachstum. Daher müsse alles getan werden, um das Wirtschaftswachstum zu fördern, damit die Slowakei wieder ein Tiger in Europa werde.

Höfliche Umgangsformen

"Kein wilder Tiger, sondern einer mit höflichen Umgangsformen." Mit ihr, so Iveta Radicova, werden die massiven Verbalattacken, die die slowakische Politik der letzten Jahre geprägt haben, ein Ende haben.