Parteien buhlen um Stimmen

Wien-Wahl: Wählergruppe Migranten

Bei der Wiener Gemeinderatswahl am 10. Oktober sind mehr als eine Million Menschen wahlberechtigt. Ein Viertel davon sind österreichische Staatsbürger mit Migrationshintergrund aus der Türkei, aus Ex-Jugoslawien und aus den neuen EU-Mitgliedstaaten. Diese Menschen sind selbst Wahlkampfthema, aber auch eine immer wichtigere Wählergruppe für die Parteien.

Morgenjournal, 07.10.2010

230.000 Wähler

Es geht um rund 230.000 Wählerinnen und Wähler mit Migrationshintergrund, sagt Herrmann Wasserbacher vom IFES-Institut. IFES hat 2000 Interviews geführt mit Menschen, deren Familien aus der Türkei, aus dem ehemaligen Jugoslawien, aus Polen, Tschechien, Ungarn und der Slowakei stammen. Die SPÖ hat dabei den stärksten Zuspruch, vor allem bei den Wahlberechtigten aus der Türkei.

Junge und Arbeiter wählen SPÖ

Das SORA-Institut wiederum hat die letzte Wien-Wahl 2005 analysiert. Beruf und Bildungsgrad der Migranten spielen demnach ebenso eine Rolle, erklärt Günther Ogris von SORA: die junge Bildungsschicht wählt grün und rot und Menschen aus dem Arbeitermilieu SPÖ.

Auch ÖVP und FPÖ profitieren

Aber auch Volkspartei und Freiheitliche haben ihre Wähler unter den Zugewanderten, sagt Ogris: Menschen mit polnischem Hintergrund etwa sind sehr katholisch und neigen dazu ÖVP zu wählen, Serben tendieren eher zu FPÖ und SPÖ.

Zu ähnlichen Ergebnissen ist das IFES-Institut gekommen. Herrmann Wasserbacher sagt: die ÖVP liege bei den Türken bei fünf Prozent, bei Menschen aus Ex-Jugoslawien bei sechs Prozent. Die FPÖ hat ihre stärkste Wählergruppe bei Migranten aus Ex-Jugoslawien, weil sie auch speziell Menschen aus Serbien im Wahlkampf direkt anspreche.

Wahlbeteiligung mäßig

Allerdings gehen Menschen mit Migrationshintergrund seltener zur Wahl, sagt Wasserbacher, 2005 lag ihre Wahlbeteiligung weit unter der durchschnittlichen von 60 Prozent, nämlich bei 30 bis 40 Prozent.

Auch EU-Bürger - die meisten aus Deutschland - sind am Sonntag wahlberechtigt - allerdings nur für die Bezirksvertretungen, sie spielen daher im Wahlkampf keine besondere Rolle.

Übersicht

  • Wien-Wahl 2010