Seniorenvertreter zu Leitl-Modell

Bonus fürs Längerarbeiten

Mit seinem Bonusmodell gegen die Zunahme der Frühpensionen hat sich Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl eine Abfuhr von der Regierung geholt. Weniger scharf ist die Ablehnung durch die Pensionistenvertreter: Sie schlagen ein ähnliches Bonussystem für jene vor, die länger arbeiten wollen als gesetzlich vorgesehen.

Morgenjournal, 10.11.2010

"Denkanstoß"

Klar ablehnend reagiert SPÖ-Seniorenvertreter Karl Blecha auf den Vorschlag von Wirtschaftskammerpräsident Leitl. Der Plan ist für Blecha "nicht durchführbar". Aber er sei als "Denkanstoß" zu begrüßen. Der Vorschlag Leitls würde jenen einen Zusatzverdienst ermöglichen, die ohnehin schon bevorzugt wären, weil sie aufgrund verschiedener Privilegien im Pensionsrecht in Frühpension gehen könnten. Zudem würden damit auch noch die Unternehmen subventioniert - die Dienstgeber sollen ja ebenfalls finanziell entlohnt werden, wenn sie weiterhin ältere Dienstnehmer beschäftigen. "Deshalb hat das Leitl-Modell auch keine Chance, umgesetzt zu werden"

Bonus fürs Längerarbeiten

Positiver ist der Kommentar von ÖVP-Pensionistenvertreter Andreas Khol: "Im Prinzip eine ausgezeichnete Idee", um das tatsächliche Pensionsantrittsalter an das gesetzliche anzuheben, so Khol. Allerdings müsste man noch die eine oder andere Schraube am Leitl-Modell drehen. Khol will - und hier ist er sich mit seinem SPÖ-Gegenüber Karl Blecha einig - auch mit einem Bonus-System arbeiten. Aber es soll kein Bonus für Frühpensionisten sein, sondern für all jene, die länger arbeiten, als es das Regelpensionsalter vorgibt.

Je später, desto höher

Khol schildert seinen Vorschlag so: "Unser Modell geht vom gesetzlichen Pensionsantrittsalter aus. Eine Frau, die mit 60, oder ein Mann, der mit 65 sagt, ich möchte noch zwei, drei Jahre dazulegen, bekäme eine um 12 Prozent höhere Bruttopension." Also 12 Prozent mehr brutto pro Jahr länger arbeiten. Auf den genauen Prozentsatz will sich Karl Blecha nicht festlegen lassen, aber im Prinzip ist auch er für dieses System: "Er muss höher sein als der Malus, der ja vier Prozent ist."

"Vorteile für alle"

Eine Belohnung also für all jene, die länger arbeiten, als es das Gesetz vorschreibt. Soweit der Vorschlag der Pensionistenvertreter. Stellt sich noch die Frage nach der Finanzierbarkeit. Andreas Khol sieht hier kein Problem: "Das rechnet sich volkswirtschaftlich und betriebswirtschaftlich für alle Beteiligten. Die Pensionsversicherung muss keine Pension auszahlen, es kommen Beiträge herein." In den skandinavischen Ländern bewähre sich das bereits hervorragend. Zudem würden ältere, gut ausgebildete Fachkräfte wieder vermehrt gebraucht, so die Pensionistenvertreter. Die Konjunktur werde sich rasch wieder erholen, erfahrene Arbeitskräfte würden knapp werden, sagt Khol.