Spurensuche in Burma

"Herrscher ohne Kopf"

Der burmesische Theater-, Film- und Fernsehschauspieler Zarganar ist nicht nur einer der beliebtesten Komödianten seines Landes, sondern auch einer der schärfsten Kritiker der Militärdiktatur. Mit fatalen Konsequenzen, wie der britisch-deutsche Dokumentarfilm mit dem schon bezeichnenden Titel "This Prison Where I Live" deutlich macht.

Kultur aktuell, 02.12.2010

Ein Amerikaner prahlt damit, dass ein einbeiniger Landsmann den Mount Everest bestiegen hat. Meint der Engländer: Das sei doch gar nichts, denn vor kurzem habe ein Brite ohne Arme den Atlantik zweimal durchschwommen. Darüber kann der Burmese nur lachen, denn, so erzählt er, sein Land werde seit 18 Jahren von einem Herrscher ohne Kopf regiert.

Mit Scherzen wie diesem hat es sich der burmesische Komiker Zargarnar mit dem Regime verscherzt doch, so Zarganar, "unter den gegebenen Umständen muss man einfach für die Allgemeinheit eintreten."

Ko-Produzent Michael Mittermaier

Weil er nach dem verheerenden Wirbelsturm in Burma 2008 in Interviews mit ausländischen Medien offen Kritik an Katastrophenbewältigung des Regimes übte, wurde Zarganar zu 59 Jahren Gefängnis verurteilt.

Der britische Regisseur Rex Bloomstein hat Zagarnar 2007 interviewt - Material, das mit der Inhaftierung des Komikers an Brisanz gewann und nach einer konkreten Auswertung verlangte. Doch das Unterfangen drohte am Geld zu scheitern, Bis der deutsche Komiker Michael Mittermaier auf den Zug aufsprang, seine Popularität nutzte, um nicht nur mit zu produzieren, sondern quasi neben Zargarnar die zweite Hauptrolle zu spielen: "Da gibt es nicht zuletzt eine spirituelle Verwandtschaft", so Mittermaier.

Dürftigkeit des filmischen Materials

Mittermaier und Bloomstein versuchen möglichst nahe an das Gefängnis in Burma heranzukommen, in dem Zagarnar einsitzt, und die Mühen, die sie dabei auf sich nehmen, dokumentieren per se das restriktive politische Klima in der Praxis des Alltags, etwa als Freunde Zarganars ihre Interviewtermine mit dem Filmteam absagen.

Zweifellos verfolgt der Film eine gute Absicht, doch die Spurensuche wird als Abenteuer auch überinszeniert, das vorhandene Gefahrenpotenzial derart penetrant betont, so als müsste man die Gefahr rhetorisch aufwerten, weil man sich selbst der Dürftigkeit des filmischen Materials bewusst ist.

Am interessantesten ist Rex Bloomsteins Dokumentation in den Aufnahmen mit Zarganar selbst, etwa wenn dieser über sein Bühnenverbot spricht. "This Prison where I live" unterstreicht bekannte Fakten über die Militärdiktatur in Burma. Der Erkenntnisgewinn des Films ist diesbezüglich also bescheiden, als Solidaritätsgeste hat er aber allemal seine Berechtigung.