"Homeland" über die Bush-Ära

Laurie Anderson beim Donaufestival

Sie ist einer der Stars beim laufenden Donaufestival in Krems: Laurie Anderson aus New York. Die Karriere der Avantgarde-Künsterlin erstreckt sich über vier Jahrzehnte und umfasst Performance-Kunst, Popmusik, Malerei und Poesie, um nur einige ihrer Betätigungsfelder zu nennen. Zuletzt schuf sie mit ihrem Popalbum "Homeland" eine musikalische Chronik der USA unter George W. Bush.

Kulturjournal, 02.05.2011

"Ich bin ja kein kreatives Monster", sagt Laurie Anderson, auf ihren Schaffensdrang angesprochen. Doch nur wenig später gesteht sie, dass sie an diesem Tag noch eine Installation umbauen, ein Bild fertigmalen und ein Gedicht finalisieren müsse: "Das ist das Chaos in meinem Leben. All diese Projekte entstehen gleichzeitig, haben aber nicht notwendigerweise etwas miteinander zu tun. Aber gut, so funktioniere ich nun mal, so funktioniert meine Kunst."

Kultur aktuell, 02.05.2011

Früher Szene, heute Markt

Seit den 1970er Jahren lebt und arbeitet Laurie Anderson in Soho, Manhattan. Angefangen hat sie mit Skulpturen, später kamen Performance Art, Illustration und Avantgarde-Musik dazu. Sie baute Klangmöbel und kreierte ihre eigenen elektronischen Instrumente. Bald war sie ein Fixstern in der New Yorker Downtown-Szene. Musiker und Dichter wie John Zorn oder Allen Ginsberg wurden zu künstlerischen Partnern.

Mit dem unbequemen Rockstar Lou Reed ist sie verheiratet. Laurie Anderson: "Als wir angefangen haben mit der Kunst, gab es noch keine Infrastruktur, gar nichts. Wir waren Pioniere. Alles war roh und abenteuerlich. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Oder wie es ein befreundeter Maler ausgedrückt: 'Früher war ich Teil der Kunstszene, heute bin ich Teil des Kunstmarktes.' Daran erkennt man, wie sehr sich alles verändert hat."

Politische Themen

1982 gelang Laurie Anderson mit dem Song "O Superman" ein weltweiter Hit in den Popcharts. In dem Stück geht es unter anderem um die militärischen Interventionen der USA im arabischen Raum. Die Politik ist ein wiederkehrendes Thema ihrer Arbeit. Auf dem aktuellen Album "Homeland" setzt sich Laurie Anderson kritisch mit den USA unter George W. Bush auseinander. "Im Herzen bin ich eigentlich Journalistin", sagt Anderson. "Ich versuche zu verstehen, wie die Dinge wirklich funktionieren. Mein Blick auf die Bush-Jahre ist also kein anklagender, sondern ein nach Aufklärung suchender."

Am 5. Mai 2011 wird Laurie Anderson beim Donaufestival in Krems auftreten. Ihre Performance "Tranistory Life" setzt sich aus mehrere Stationen ihrer 40-jährigen Karriere zusammen. Mit Stimme, etwas Elektronik und ihrer Geige wird Anderson Abenteuergeschichten erzählen und Auszüge aus "Homeland" spielen, denn das Heimatland bleibt auch nach der Bush-Ära problematisch. Laurie Anderson: "Es ist immer eine gute Zeit, sich zu beschweren. Aufrührerischer Pop? Ich wünschte, es gäbe mehr davon."