WHO: Möglicherweise krebserregend

Handys: Ärzte raten zu Vorsicht

Ob Handy-Strahlung gefährlich ist und die Gesundheit schädigen kann, wird seit Jahren diskutiert. Jetzt warnt die Ärztekammer neuerlich und mahnt zu einem sorgsamen Umgang mit Mobiltelefonie. Anlass ist die Einschätzung einer Kommission der Weltgesundheitsorganisation, wonach Mobilfunk "möglicherweise krebserregend" ist.

Mittagsjournal, 09.06.2011

"Möglicherweise krebserregend"

Als "möglicherweise krebserregend" hat ein Gremium der Weltgesundheitsorganisation vor wenigen Tagen Handystrahlung eingestuft - basierend auf verschiedenen medizinischen und Laborstudien. Die offizielle Kategorie lautet "2b", so der Krebsforscher Wilhelm Mosgöller von der Medizinischen Universität Wien.

Studien zu Hirntumoren

Wie gefährlich es nun tatsächlich ist, ist schwer zu beantworten; am Beispiel Hirntumoren lässt sich offenbar ein Zusammenhang zwischen Mobiltelefonie und Krebsrisiko herstellen, eine entsprechende Studie zitiert Michael Kundi, der Leiter des Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien: Die Studien sind erst vier Jahre alt, telefoniert man aber schon 10 Jahre sei das Risiko 70 Prozent höher.

Gefahr auch mobiles Internet

Damit spricht der Wissenschafter DAS große Problem der pro und contra-Diskussion an: die Zeit. Noch sei zu wenig Zeit für Langzeitbeobachtungen verstrichen (da etwa Hirntumoren über 10,20 Jahre hinweg entstehen), heißt es heute bei der Pressekonferenz der Ärztekammer; noch fehlen Daten; noch gebe es keine Studien zu weiteren Themen wie dem mobilen Internet; doch genau wegen dieser Unsicherheit sollte man JETZT auf Vorsicht und Vorsorge setzen, appelliert Ärztekammer Präsident Walter Dorner: es gebe genügend Maßnahmen gegen die Exposition elektromagnetischer Felder.

Verhaltenstipps

Die Ärztekammer hat Verhaltenstipps zusammengefasst (darunter der Rat, das Handy nicht in der Hosentasche zu tragen, da die Strahlung möglicherweise die Fruchtbarkeit beeinträchtigen könnte; sowie der Tipp, mit Kopfhörern zu telefonieren).

Warnhinweise gefordert

Die Kammer formuliert desweiteren Forderungen an Mobilfunkbetreiber, Hersteller und Politik - zum Beispiel, dass Handywerbung mit einem Warnhinweis versehen werden sollte.

Vor zwei Wochen übrigens hat der Wissenschaftliche Beirat Funk, ein beratendes Gremium des Verkehrs- und Technologieministeriums, SEINE alljährliche Einschätzung der Handystrahlung abgegeben: damals hieß es, "derzeit" sei eine Gesundheitsgefährdung nicht nachweisbar. Betonung auf "derzeit" - denn die Crux ist (wie gesagt) die Zeit; für langfristige Auswirkungen ist die Technologie noch zu jung.

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