Konservative "Cash Cow" Fox News

Murdochs langer Arm in den USA

Im britischen Abhörskandal trat Medienmogul Rupert Murdoch Mitte Juli 2011 vor dem Parlament in London auf. Die Abgeordneten wollten von ihm wissen, was er von den illegalen Abhörpraktiken bei seiner Zeitung "News of the World" gewusst hatte. Rupert Murdoch besitzt aber auch in den USA ein Medienimperium, mit dem Fernsehkanal FoxNews als Herzstück.

Mittagsjournal, 19.07.2011

Tim Cupal und Hanno Settele mit einem Porträt des Senders Fox News

Erfolgreichster Nachrichtenkanal

Fox News ist die "CashCow" schlechthin im Murdoch-Imperium - eine Milliarde Dollar soll Murdoch alleine im vergangenen Jahr damit verdient haben. Fox News ist der mit Abstand erfolgreichste und meistgesehene Newskanal in den USA - im Hauptabend sehen vier Millionen Amerikaner Fox News, der Zweitplazierte Sender, das dezidiert liberale MSNBC, hat weniger als die Hälfte. Weit abgeschlagen rangiert in dieser Statistik übrigens CNN: Zuletzt fand sich der selbsterklärte "Newsleader Of The World" in den USA auf Platz vier von vier wieder, mit einem Viertel der Zuseherzahl von Fox News.

Konservatives Publikum

Fox News sendet 24 Stunden Nachrichten, der Slogan des Senders lautet "fair and balanced". Doch als ausgewogen empfinden hauptsächlich konservative Amerikaner die Inhalte bei Fox News. Fox hat es in den vergangenen zehn Jahren geschafft, zur einer Art elektronischen Pilgerstätte für Konservative zu werden. Man sagt dem Publikum, was es hören will, analysiert der Sprachwissenschaftler und Philosoph Noam Chomsky: "Die Menschen bekommen auf Fox einfache Antworten serviert: Schuld an allem sind die reichen Liberalen, ihnen gehören Regierung und alle Medien. Es sind furchtbare Antworten, aber es sind Antworten."

Fair and balanced?

Und so klingt das dann, wenn auf Fox News Informationen "fair und balanced" geboten werden. Glenn Beck, bis vor kurzem einer der erfolgreichsten Nachrichtenmänner bei Fox, zur geplanten Gesundheitsreform: "Das ist kein Tumor, was die da beschließen wollen, das ist eine Blutkrankheit, die sich in jede Deiner Zellen fortpflanzt. Amerika, das ist Dein Moment. Die fundamentale Transformation ist da."

Selektiver Umgang mit Wahrheit

Bill O'Reilly ist der Doyen auf Fox News - der Mittsechziger hat Kultstatus bei seinen Sehern, die schon gerne CNN mit "Communist News Network" übersetzen. O'Reilly pflegt einen durchaus selektiven Umgang mit Wahrheit und umfassender Information - was nach und nach mehr Menschen auffalle, analysiert David Brock vom Medienforschungszentrum Media Matters: "Immer mehr Menschen werden sich der Unehrlichkeit der notorischen Lügen und der Falschinformationen in dieser Show bewusst. Natürlich hat er einen großen Einfluss auf die öffentliche Meinung, er ist das Gesicht von Fox, dem erfolgreichsten Kabelsender."

Koran mit "Mein Kampf" verglichen

Einer, der O´Reilly gerne als Nummer Eins beerben würde, ist Sean Hannity. Vor seinem Leben als Medienmillionär durch Fox war er Barkeeper und Bauarbeiter. Als sich der Kongressabgeordnete Ellison, ein Moslem, nicht auf die Bibel, sondern auf den Koran vereidigen läst, kommt bei Hannity große Besorgnis auf. "Was denken sich die, die das gestattet haben", fragt der Fox-Moderator in großer Geste. "Würden jene, die das gestattet haben, auch genehmigen, dass sich einer auf Hitlers 'Mein Kampf' vereidigen lässt, auf die Bibel der Nazis?" Hannity vergleicht auf Sendung also den Koran mit Mein Kampf - das Publikum genießt's. Auch Hannitys Quoten schweben in lichten Höhen.

Tod für Hundequäler

Angesichts solcher Vorbilder legen dann auch Aushilfsmoderatoren einen Gang zu. Tucker Carlson darf hin und wieder moderieren, wenn einer der Großen Urlaub macht. Als Diskussionsleiter einer Sendung über den Fall eines Sportlers, der wegen Tierquälerei verurteilt wurde, meint Carlson zuletzt ohne große Scheu, dass der Sportler, Footballstar Michael Vick, seiner Meinung nach exekutiert werden sollte, denn immerhin habe er Hunde gequält. "Ich bin ein Christ", sagt Carlson, "und glaube an eine zweite Chance. Doch nicht für Herrn Vick."

Ermittlungen um 9/11-Opfer

Mittlerweile hat sich das FBI eingeschaltet: In den USA wird untersucht, ob auch die Handys britischer 9/11-Opfer von Murdochs Angestellten angezapft worden sind. Sollte sich das bewahrheiten, so könnte auch auf dieser Seite des Atlantiks ein Umdenken darüber einsetzen, wofür Herr Murdoch und seine Medien tatsächlich stehen.

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