Medienmogul und Polizeichef vor Ausschuss

Abhörskandal: Murdoch im Verhör

Der zurückgetretene Polizeichef Paul Stephenson und sein Antiterrorchef müssen heute vor dem britischen Parlament erklären, was für ein Verhältnis sie zum Boulevardblatt "News of the World" hatten. Medienmogul Rupert Murdoch steht heute ein ähnlich unangenehmer Auftritt vor einem Medienausschuss bevor.

Morgenjournal, 19.7.2011

Bettina Madlener

Vorwurf der Bestechung

Stephenson und sein Antiterrorchef werden den Abgeordneten erklären müssen, was sie über den Abhörskandal wussten, warum die Polizei die Ermittlungen rund um "News of the Wolrld" vor zwei Jahren trotz heftiger Kritik nicht wiederaufnahm. Das Verhältnis zur Redaktion des Blatts war offenbar unangemessen nah, ein ehemaliger leitender Angestellter von "News of the World", der etwas mit den Abhöraktionen zu tun hatte, arbeitete sogar als PR-Berater für die Polizei. Zudem sollen Beamte sich von Reportern bestechen haben lassen.

Yates wehrt sich

John Yates, ebenfalls zurückgetretener Chef von Scotland Yard, wehrt sich gegen die Vorwürfe, er habe etwas von diesen Vorgängen gewusst und sie sogar vertuscht: "Leider gibt es weiterhin eine Menge falscher, bösartiger Gerüchte, die über mich persönlich veröffentlicht werden."

Murdoch-Auftritt live im Fernsehen

Rupert Murdoch und sein Sohn James stellen sich am Nachmittag den bohrenden Fragen der Abgeordneten. Der Auftritt wird live im Fernsehen auf allen britischen Nachrichtensendern übertragen, zum ersten Mal lässt sich der mächtige Mogul auf eine öffentliche Befragung ein. Es ist ein weiterer Versuch, die Krise im immer mehr auseinanderfallenden Murdoch-Imperium unter Kontrolle zu bekommen. Auch die in Ungnade gefallene Ex-Chefredakteurin von "News of the World", Rebekha Brooks, wird erscheinen.

Brooks wird Fragen beantworten

Sie sei gewillt, Fragen zu beantworten, sagt ihr Anwalt Stephen Parkinson. Brooks wurde zu ihrer eigenen Überraschung am Wochenende festgenommen. Parkinson sagt, der Fall sei klar, sie habe sich nichts zuschulden kommen lassen: "Die Haltung der Polizei ist weniger klar verständlich. Obwohl Rebekha Brooks gestern in Gewahrsam war und neun Stunden befragt wurde, hat die Polizei nichts gegen sie in der Hand, es gibt keine Verbindung zu kriminelle Aktivitäten."

Genug Beweise?

In der Öffentlichkeit wächst unterdessen die Unsicherheit, wem man überhaupt noch trauen kann. Die Auftritte vor den Ausschüssen heute sind der Auftakt zur Klärung der Vorwürfe, zahlreiche unabhängige Untersuchungen sollen folgen. Ob es genügend Beweise gibt, die Betroffenen strafrechtlich zu verfolgen, ist eine andere Frage.