Studenten beklagen Bildungspolitik

Proteste auch in Chile

In Santiago de Chile protestieren neuerlich zahlreiche Studenten gegen die Bildungspolitik der Regierung. Jetzt läuft ein „Ultimatum“ aus, das die Studenten der Regierung gestellt hatten, um neue Vorschläge in der Bildungspolitik zu unterbreiten.

Bei Demonstrationen am Dienstag in Chile wurden über 200 Studenten festgenommen. Vermummte Demonstranten setzten Autoreifen in der Hauptstadt in Brand, und plünderten Geschäfte. Die Studenten sprechen von infiltrierten Personen, die keine Studenten waren.

Abendjournal, 10.08.2011

Massenaufstand gegen Bildungsmisere

"Wir erleben dieser Tage nicht nur eine Bildungskrise in Chile, sondern eine Krise der Demokratie", so die Worte der Präsidentin der Studentenvereinigung Camila Vallejo bei der gestrigen Demonstration in Santiago de Chile, an der laut offiziellen Angaben über 150.000 Demonstranten teilnahmen unter ihnen auch zahlreiche Lehrer und Eltern: "Dass mein Sohn für die nächsten 20 Jahre verschuldet ist, weil ich ihm das Studium nicht bezahlen kann, ist das ungerechteste überhaupt".

Dieses Problem wird sich nicht in der Amtsperiode einer oder zwei Regierungen lösen, sondern in 10 bis 15 Jahren. Doch es muss ein für alle Mal gelöst werden.

Bewegung wird immer breiter

Die Proteste überzogen das gesamte Land vom südlichen Puerto Montt bis ins nördliche Iquique.
Der Präsident der Lehrervereinigung Jaime Gajardo erklärte: "Die Lösung dieses Konfliktes ist eine Volksabstimmung, in dem die Bevölkerung sich frei zu diesem Konflikt aussprechen kann und beide Standpunkte klargestellt werden. Auf diese Weise kann das Problem demokratisch gelöst werden".

Immer mehr andere soziale Vereinigungen schließen sich den Demonstrationen der Studenten an unter ihnen Minenarbeiter und Mapuche-Indianer. Für Camila Vallejo zeigt dies eindeutig ein Ungleichgewicht zwischen den Interessen der Regierung und jenen der Bevölkerung: "Wir zählen nach wie vor mit der Unterstützung der Mehrheit der Bevölkerung, die sich zu Wort melden. Während die Regierung nach wie vor auf ihre Position beharrt und dies nach über drei Monaten massiver Demonstrationen".

Regierung verliert an Boden

Die Studenten erwarten, dass die Regierung im Laufe des Tages sich mit einem neuen Vorschlag an sie wendet. Chiles Präsident Sebastian Piñera und seine Regierung erleben dieser Tage die dunkelsten ihrer Amtszeit. Nachdem Piñera noch im vergangenen Jahr ein großes Ansehen in der Bevölkerung genoss, aufgrund der erfolgreichen Befreiung der Minenarbeiter von Copiapó, befürworten heute lediglich rund 26 Prozent der Chilenen seine Politik.