Chile im Freudentaumel

Alle Kumpel gerettet

Millionen Menschen haben weltweit die erfolgreiche Rettungsaktion in Chile mitverfolgt. Auch der letzte der 33 verschütteten Bergleute konnte aus mehr als 600 Metern Tiefe gerettet werden. Derzeit werden die 33 Bergleute in einem Spital betreut. Der chilenische Präsident will die Arbeitsbedingungen in vielen Bereichen drastisch verbessern.

Abendjournal, 14.10.2010

Rettung dauerte 22 Stunden

Jubelstimmung in Chile. Die spektakuläre Rettungsaktion konnte mit dem letzten Bergarbeiter, dem Schichtführer Luis Urzua, nach etwas mehr als 22 Stunden abgeschlossen werden. 33 Mal öffnete sich die Rettungskapsel, 33 Mal berührende Szenen von wieder vereinten Familien, 33 Mal Erstaunen über den guten gesundheitlichen Zustand, der seit August tief unter der Erde eingeschlossenen Bergleute.

Präsident: Chile heute einiger

Ein sichtlich tief gerührter Präsident Sebastian Pinera empfing fast alle Bergarbeiter persönlich: "Wir sind so stolz auf euch weil ihr uns ein großes Beispiel an Mut, Kameradschaft, Vertrauen und Treue gegeben habt", sagt der chilenische Präsident. "Chile ist nicht mehr das gleiche Land wie vor 69 Tagen, die Bergleute sind nicht die gleichen Männer, die an jenem 5. August im Bergwerk eingeschlossen wurden. Sie sind gestärkt hervorgekommen und haben uns eine Lektion erteilt. Chiles ist einiger und stärker als jemals zuvor".

Freudentaumel im ganzen Land

Die Rettungsaktion hat im ganzen Land zu spontanen Freudenfeiern auf öffentlichen Plätzen geführt und eine regelrechte Euphorie ausgelöst. Die 33 Bergleute werden als Nationalhelden gefeiert und mit Geschenken und Job Angeboten überschüttet. Doch noch sollen die 33 Männer vor zu viel Rummel geschützt werden. Sie sind im Spital unter ärztlicher Kontrolle. Ihr Zustand wird als überaus gut beschrieben, nur vier Bergleute haben gröbere Gesundheitsprobleme, zwei mit den Lungen, zwei mit den Zähnen.

Gratulation aus aller Welt

Wie sich die 69 Tage unter der Erde auf die Psyche der Männer auswirken wird und wie sie mit dem Medienrummel zurecht kommen werden, wird man erst in den nächsten Monaten und Jahren sehen. In Chile langten heute jedenfalls Glückwünsche und Gratulationen aus aller Welt ein. Russlands Kremlchef Dimitri Medwedjew bezeichnete die Rettungsaktion als ein Meisterwerk. Und tatsächlich schien alles perfekt inszeniert. In einer symbolischen letzen Geste verschloss Präsident Pinera den Rettungsschacht.