
Bregenzer Festspiele/Tatjana Schnalzger
Die Bregenzer Festspiele unter neuer Leitung
Nach zehn erfolgreichen Jahren verabschiedet sich die Künstlerische Leiterin Elisabeth Sobotka von den Bregenzer Festspielen. Ihre Nachfolgerin Lilli Paasikivi plant, die Festspiele in ein 'Festival of Vocal Art' zu verwandeln.
15. Juli 2025, 14:48
Bregenzer Festspiele
George Enescu: "Oedipe" - 16.7., 19.30 Uhr
Finnisches aus Bregenz - Jukka-Pekka Saraste dirigiert die Wiener Symphoniker|5.8., 19.30 Uhr
Nordische Klanglandschaften - Male Voice Choir|13.8., 14.05 Uhr
Elisabeth Sobotka ist seit der Spielzeit 2024/25 nun Intendantin der renommierten Staatsoper unter den Linden in Berlin.
Beim weltbekannten Festival am Bodensee ist ihr Lilli Paasikivi nachgefolgt, eine finnische Mezzosopranistin und Kulturmanagerin. In Stockholm und London hat sie ihre Gesangsausbildung absolviert, von 1998 bis 2013 war sie ein zentrales Ensemblemitglied der Finnischen Nationaloper in Helsinki, mit Partien wie Fricka im Ring des Nibelungen, Amneris in Aida, Octavian im Rosenkavalier oder Carmen ungernahm sie aber auch internationale Gastspiele – und neben ihren Opernauftritten war sie auch eine gefragte Konzertsängerin.
Einsatz für Grenzüberschreitendes
Aus der Solistin Lilli Paasikivi wurde 2013 die künstlerische Leiterin der Finnischen Nationaloper, bis 2023 leitete sie dieses Haus höchst erfolgreich. Daneben war sie aber auch an der Gründung und Organisation zweier Sommerfestivals in ihrer finnischen Heimat beteiligt – und wo immer sie bisher als künstlerische Leiterin tätig war, hat sie sich für „Grenzüberschreitendes“, für die Verbindung verschiedenster Kunstformen und für die Entwicklung neuer Programmschienen eingesetzt.
Die Bregenzer Festspiele möchte sie zu einem „Festival of Vocal Art“ machen – die vokale Musik möchte sie in vielfältigen Formen zeigen. „Ich habe viel Genreübergreifendes in Finnland gemacht. Damit erreichen wir neues Publikum, das ist sehr wichtig. Wir, die Bregenzer Festspiele, sollten ein Festival sein, das alle einbindet“, so die Bregenzer Neo-Intendantin in einem Interview.
Finnische Note
Aber sie betont auch immer wieder, aus dem Bodensee-Festival kein finnisches machen zu wollen – trotz der gewissen „finnischen Note“, die in ihrem ersten Programm spürbar ist: In einem Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker erklingen Kompositionen von Sebastian Fagerlund und Jean Sibelius, der Finne Jukka-Pekka Saraste dirigiert und es wirkt bei diesem Programm auch der YL Male Voice Choir, finnischer Pionier der Männerchormusik, mit, der sich auch mit einem eigenen A-cappella-Programm im Rahmen des Festspielsommers präsentieren wird.
Ein anderer bedeutender finnischer Dirigent leitet die „Hausoper“: Während auf der Seebühne die vorjährige Produktion von Webers Freischütz wiederaufgenommen wird, steht im Festspielhaus die in unseren Breiten selten aufgeführte Oper Oedipe von George Enescu auf dem Programm, unter der musikalischen Leitung von Hannu Lintu.
Gänsehaut Effekt
Ödipus, die tragische Geschichte aus der griechischen Mythologie, in der Ödipus von den Göttern verflucht wird, seinen Vater zu töten und seine Mutter zu heiraten – mit dieser Tragödie hatte sich der rumänische Komponist, Geiger und Dirigent George Enescu fast ein ganzes Jahrzehnt beschäftigt; 1936 ist die Tragédie-lyrique in vier Akten und sechs Bildern auf ein Libretto von Edmond Fleg in der Pariser Oper zur Uraufführung gekommen – mit gewaltigem Erfolg.
Oedipe (gesungen in der französischen Originalsprache) zählt zu den Lieblingsopern der Festspiel-Intendantin Lilli Paasikivi, für sie hat das Werk eine Partitur mit „Gänsehaut-Effekten“, mit farbenreicher, expressiver Musik und dramatischen Gesangslinien.
Text: Michael Blees, Leiter des Ö1 Ressorts „Konzert und Oper“