Nach Gaddafi: Firmen hoffen auf lukrative Geschäfte

Der Run aufs libysche Öl

Die Kämpfe in Libyen dauern zwar noch an, doch viele Unternehmen planen jetzt schon für die Zeit danach. Unter dem libyschen Wüstenstand liegen einige von Afrikas größten Öl- und Gasfeldern. Europäische und internationale Firmen hoffen nun darauf, in der Post-Gaddafi-Ära lukrative Aufträge zu ergattern.

Morgenjournal, 27.8.2011

Volker Obermayr

Erdöl als Wirtschaftsmotor

Erdöl und Erdgas bestimmen das wirtschaftliche Auf und Ab Libyens. Dank der Exporte zählt das Land zu einem der reichsten Afrikas. Libyen hat in der Vergangenheit deutlich mehr als die Hälfte seines Wirtschaftswachstums mit dem Öl- und Gasverkauf sowie dem Bergbau erzielt.

Investoren in den Startlöchern

Seit dem Beginn der blutigen Auseinandersetzungen im Februar sind die Einnahmen aus der Petrowirtschaft aber fast vollständig versiegt. Doch die Quellen könnten bald wieder sprudeln. Internationale Ölkonzerne und Förderunternehmen, die wegen der Unruhen so gut wie all ihre Mitarbeiter aus Libyen abgezogen haben, wollen so schnell wie möglich wieder die Produktion aufnehmen.

Erste Firmen schicken Arbeiter nach Libyen

So hat etwa die italienische Ölfirma Eni wieder Arbeiter nach Libyen geschickt. Die Ölmultis aus Spanien und Frankreich wollen ebenso bald wieder auf die Bohrfelder wie die österreichische OMV.
Unklar ist aber, wer wann welche Lizenzen und Aufträgen in Libyen vergibt. Und so bringen sich viele Politiker bringen mit ihren Forderungen bereits in Stellung.

Italien will Nummer Eins bleiben

Für Italiens Außenminister Franco Frattini etwa ist es selbstverständlich, dass Eni weiterhin die Nummer eins in Libyen sein muss. Wie Italien verweisen auch Frankreich und die USA auf ihre führende Rolle bei der NATO-Intervention. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy möchte mit dem Ölkonzern TotalFina ein zweites großes Unternehmen neben Eni sehen. Und auch amerikanische Firmen wittern einträgliche Geschäfte.

Türkei will an Wiederaufbau verdienen

Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor wird - neben Erdöl und Erdgas – auch der Wiederaufbau in Libyen sein. Gute Chancen auf lukrative Geschäfte rechnet sich neben Italien die Türkei aus. Mehr als 200 türkische Firmen haben in Libyen bis Februar vorwiegend an Infrastrukturprojekten mit einem Auftragsvolumen von umgerechnet gut 10 Milliarden Euro gearbeitet.

Deutschland, Russland und China hingegen warten noch ab. Die neue libysche Regierung könnte sie bei der Auftragsvergabe übergehen. Und zwar als Revanche dafür, weil diese Länder sich bei den Maßnahmen gegen das Gaddafi-Regime eher zurückhaltend gezeigt haben.