Mailath-Pokorny will mehr Kontrolle

Neue Vorwürfe gegen Gerald Matt

Dem Nachrichtenmagazin "profil" liegen eidesstattliche Erklärungen von fünf ehemaligen Beschäftigten der Kunsthalle vor, die private Einsätze für Direktor Gerald Matt auf Kosten der Kunsthalle bestätigen sollen. Im Ö1 Morgenjournal hat Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny exklusiv zu den aktuellen Entwicklungen Stellung genommen.

Kultur aktuell, 18.10.2011

Eidesstattliche Erklärungen

Im vergangenen Frühjahr wurden Vorwürfe in Bezug auf die Amtsführung des Wiener Kunsthallendirektors Gerald Matt laut. Von Beschäftigung seiner Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen für private Zwecke war die Rede, hohen Spesenausgaben, frisierten Besucherzahlen bis hin zur unerlaubten Intervention in Bezug auf Erwerb von österreichischen Staatsbürgerschaften.

Anfang Mai folgten Anzeigen bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft, das Wiener Kontrollamt wurde mit einer Prüfung beauftragt. Jetzt ist eine neue Facette dazugekommen: Dem Nachrichtenmagazin "profil" liegen demnach eidesstattliche Erklärungen von fünf ehemaligen Beschäftigten der Kunsthalle vor, die private Einsätze für den Direktor auf Kosten der Kunsthalle bestätigen sollen.

Der Vereinsvorstand der Kunsthalle stellte sich bislang hinter Gerald Matt. Andreas Mailath-Pokorny kündigte nun kulturpolitische Maßnahmen an.

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Neuorganisation geplant

"Wir sind dabei, die Kunsthalle neu zu organisieren", so Mailath-Pokorny. Er wünscht sich verstärkte Kontroll- und Einflussmöglichkeiten von Seiten der Politik. "Das muss man in jenen Vereinen, aus denen die Politik gewissermaßen hinausgeflogen ist, wieder durchsetzen."

Es gehe Mailath-Pokorny jedoch nicht darum, die Geschäftsführung zu übernehmen, oder Inhaltich Einfluss zu nehmen: "Wenn man die Politik verantwortlich machen will für die Gebarung eines unabhängigen Vereins, der seine Kontrollorgane hat, dann muss man der Politik auch die Möglichkeit geben, dass sie das tun kann." Angedacht seien etwa Corporate-Governance-Richtlinien - und zwar gleich für die "gesamten Wiener Kultureinrichtungen".

GesmbH mit Aufsichtsrat

Die Organisation der Kunsthalle sei neu zu strukturieren, eine GesmbH mit Aufsichtsrat und Aufsichtsratsmandat sei zu gründen. "Ich glaube auch, dass teilweise auch personell Erneuerungen durchzuführen sind", so der Kulturstadtrad. "Und zwar auf den Ebenen des GesmbH und des Vereins." Das solle in den nächsten Wochen passieren.

Laufende Verträge einzuhalten

In Bezug auf Gerald Matt will Mailath-Pokorny keine "falschen Erwartungen" wecken: "Über laufende Verträge kann ich nicht bestimmen. Die sind nur dann aufzulösen, wenn es tatsächlich strafrechtlich relevante Vorkommnisse gibt, und die haben die Strafbehörden festzustellen. Unabhängig davon geht es mir definitiv darum, die Kunsthalle von jedem Makel zu befreien. Es geht um das große Wiener Ausstellungshaus."

Mailath-Pokorny erwartet sich von den Verantwortlichen der Kunsthalle, dass sie "raschestmöglich mit all diesen Vorhaltungen aufräumen und dass man daraus auch die entsprechenden Schlüsse ziehen kann".

Bereits im neuen Jahr solle die neue Struktur der Kunsthalle feststehen, wünscht sich Mailath-Pokorny.

Textfassung: Rainer Elstner