Interview mit Kunsthallen-Direktor

Gerald Matt nimmt zu Vorwürfen Stellung

Seit 1996 ist Gerald Matt Direktor der Kunsthalle Wien. Im April dieses Jahres wurden schwere Vorwürfe gegen ihn laut: von Amtsmissbrauch, frisierten Besucherzahlen, hohen Spesen und vielen Nebentätigkeiten war da die Rede. Grüne und in der Folge ÖVP brachten Anzeigen ein. Im Ö1 Morgenjournal nahm Matt nach langer Zeit erstmals in einem Interview zu den Vorwürfen Stellung.

Kultur aktuell, 06.07.2011

Die Vorwürfe

Unerlaubte Intervention?

Ende April brachten die Grünen eine Strafanzeige gegen Gerald Matt ein. Einer der Vorwürfe lautete auf unerlaubte Intervention: So soll Matt gegen eine Einzahlung von je 1,4 Millionen Euro in eine Kunsthalle Wien Privatstiftung, versucht haben, für vier Ausländer Staatsbürgerschaften zu erwirken.

Anfang Mai hatte auch die ÖVP eine Anzeige bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft eingebracht. Alle vier Rathausparteien stimmten damals überdies einer Prüfung durch das Wiener Kontrollamt zu.

Falsche Autorenschaft

Ins Fadenkreuz der Kritik war auch ein Buchprojekt für das Parlament geraten. Matt hatte den Auftrag als Privatperson entgegengenommen, zur Abwicklung aber Kunsthallenmitarbeiter herangezogen. Dass das Buch wegen der falschen Autorenschaft eines Interviews eingestampft werden musste, sorgte noch für zusätzliche Aufregung.

Die Kunsthalle reagierte jedoch spontan und gab selbst einen Prüfbericht in Auftrag, der sämtliche Anschuldigungen entkräftete.

Kritik an Dienstreisen

Vorwürfe wurden auch gegen Matts Gesamtgebaren in der Führung der Kunsthalle laut. Kritisiert wurden die zahlreichen Dienstreisen und die ungenauen Flug-, Hotel-, und Handyabrechnungen. Aber auch die zahlreichen Nebentätigkeiten Matts als Kurator, Vortragender und Juror.

Auch hier konterte die Kunsthalle wieder mit einem privat in Auftrag gegebenen Prüfbericht. Ergebnis: Die Vorwürfe entbehren jeglicher Grundlage. Auch der Kunsthallen-Vorstand stellte sich bisher hundertprozentig hinter Matt.

Ausständig ist allerdings noch die unabhängige Prüfung durch das Wiener Kontrollamt. Die Ergebnisse werden allerdings frühestens mit Jahresende erwartet.

Kultur aktuell, 06.07.2011

Das Interview

Service

Kunsthalle Wien

Vorwürfe "unberechtigt"

Matt soll versucht haben, Sponsoren mit dem Versprechen der österreichischen Staatsbürgerschaft zu gewinnen. Alle vier Rathausparteien stimmten einer Prüfung durch das Wiener Kontrollamt zu. Gegenüber Ö1 bezeichnet Matt diese Anzeige als "unberechtigt".

Ein weiterer Vorwurf gegen Matt bezieht sich auf frisierte Besucherzahlen. Laut aktuellem Kulturbericht der Stadt Wien hatte die Kunsthalle im vergangenen Jahr rund 167.000 Besucher. Die Einnahmen aus den Kartenverkäufen haben aber nur 200.000 Euro betragen. Die geringen Eintrittspreise führt Matt auf Vergünstigungen zurück, da die Kunsthalle ein "sehr junges Publikum" habe. Gerald Matt legt in diesem Zusammenhang Wert auf die Feststellung, dass die Kunsthalle 2010 Einnahmen aus Ticketverkäufen von 350.000 Euro erwirtschaftet habe und insgesamt Einnahmen von über einer Million Euro, die sich aus ausländischen Kunstförderungen aus Katalog- und Bücherverkäufen, Vermietungs- und
Verpachtungseinnahmen, aus Verkäufen von Ausstellungen ins Ausland und aus Sponsoreneinnahmen zusammensetzen würden.

"Sponsoren wollen nicht genannt werden"

Die Kunsthalle stünde finanziell dennoch gut da, so Matt, der von jährlichen Einnahmen von rund einer Million Euro spricht. Diese würden vor allem von Sponsoren stammen, von denen die meisten namentlich nicht genannt werden wollen, so der Kunsthallendirektor.

Kunsthalle erhält 4,3 Millionen pro Jahr

Vorwürfe wurden auch gegen Matts Gesamtgebaren bei der Führung der Kunsthalle laut. Kritisiert wurden die zahlreichen Dienstreisen und die zahlreichen Nebentätigkeiten Matts als Kurator, Vortragender und Juror. Per Dienstvertrag stehen ihm jährliche Reisekosten in Höhe von 18.500 Euro zur Verfügung. Insgesamt wird die Kunsthalle von der Stadt Wien mit 4,3 Millionen Euro pro Jahr gefördert.

Auf die Frage, ob er die Höhe dieser Zahlungen für angemessen hält, will sich Matt aber nicht äußern: "Das ist eine Frage, die sie an meinen Vorstand richten müssen." An einen Amtswechsel denkt der Kunsthallendirektor nicht. "Zeitgenössische Kunst ist eine Herausforderung. Damit ist eigentlich alles gesagt."