Diakonie fordert bessere Jugendsozialarbeit

Jugendliche ohne Zukunft

Die Finanzkrise trifft nicht nur ganze Staaten, sie verschärft auch die Situation vieler Jugendlicher. Das gilt besonders für jene, die ohnehin schon benachteiligt sind - etwa weil sie in Armut leben oder in zerrütteten Familien aufwachsen. Die evangelische Diakonie fordert: Niemand darf verloren gehen.

Morgenjournal, 5. 11. 2011

16 und keine Perspektiven

Österreich kann als eines der wenigen Länder innerhalb Europas die Jugendarbeitslosigkeit noch unter zehn Prozent halten, aber darauf könne man sich nicht ausruhen, solange es Jugendliche gibt, die bereits mit 16 Jahren keine Perspektive für ihr Leben sehen, betont Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie Österreich: "Mir hat einmal ein Jugendlicher gesagt: Ich hab keinen Lehrabschluss, mein Leben ist jetzt sowieso gelaufen. Dieser Satz eines 16-Jährigen ist schon hart." Um das zu verhindern, braucht es ein flächendeckendes österreichweites Programm.

Soziale Mobilität zu gering

Es geht darum Schnittstellen zwischen Schule, sozialer Arbeit und Ausbildung zu bilden, um frühzeitig die richtige Unterstützung anbieten zu können. Denn, obwohl es Österreich verhältnismäßig gut geht, ist die soziale Mobilität nur durchschnittlich, sagt Schenk: "Österreich schafft es nur durchschnittlich Kinder aus ärmeren Haushalten zu höheren Bildungsabschlüssen und zu sozialem Aufstieg zu verhelfen."

Diakonie: 10.000 brechen Schule ab

30.000 Jugendliche in Österreich sind auf die Unterstützung der Jugendwohlfahrt angewiesen. 10.000 Jugendliche brechen jedes Jahr die Schule ab, 148 Tausend sind manifest arm. Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie Österreich übersetzt das so: "Das bedeutet, dass sie unter sozial bedrückenden und schwierigen Lebensumständen und Bedingungen leben müssen, wie zu kleine Wohnungen, schimmelige Wohnungen, im Winter unbeheizte Räume, ihre Eltern haben die schlechtesten Jobs usw." Das seien auch die Kinder, die besonders gefährdet sind, die Schule abzubrechen.

Pilotprojekt in Linz

Die Diakonie fordert deshalb mehr Projekte, wie Jobcoaching für benachteiligte Jugendliche oder präventive Hilfe und Betreuung sogenannter Hoch-Risikofamilien, wie das Pilotprojekt der Diakonie in Linz von Thomas Fux: "Dieses Projekt begleitet an die zehn Familien. Die Kinder werden von heilpädagogischen Kindergärtnerinnen betreut, während die Eltern von Frühförderinnen beraten werden. Es geht dabei darum, die Bedürfnisse zu erkennen, die Grundversorgung von Kindern zu gewährleisten, um die Beziehungsebene zwischen Kind und Mutter aufrechterhalten zu können." Der sehr frühe Ansatz würde letztendlich auch Kosten sparen, sagt Sozialexperte Schenk. 10.000 Schulabbrecher würden letztendlich drei Milliarden Euro durch entgangene Steuereinnahmen kosten.