Flugpassagiere müssen Geld nachschießen

Groteske um Comtel Air

Die österreichische Bedarfsfluggesellschaft Comtel Air steckt nach einem Eklat am Flughafen Wien in großen Schwierigkeiten. Die Passagiere eines Fluges von Amritsar in Indien nach Birmingham in Großbritannien erlebten bei einer Zwischenlandung in Wien eine böse Überraschung: Sie wurden zur Kasse gebeten, um den Flug nach Birmingham fortsetzen zu können.

Mittagsjournal, 17.11.2011

Reiseveranstalter in Konkurs

Der Flug hatte sehr angenehm begonnen. Ein stadtbekanntes Reisebüro in Birmingham bietet sehr günstige Flüge zwischen Birmingham und dem indischen Amritsar mit Zwischenstopp in Wien an. Doch beim Rückflug begannen die Probleme. Verspätung. Und dann bekamen die 180 Passagiere einen Schock als sie bei der Zwischenlandung in Wien diese Durchsage hörten. „Wir brauchen Geld um den Treibstoff, den Flughafen, einfach alles zu bezahlen. Wenn sie weiter nach Birmingham fliegen wollen müssen sie 150 Euro zahlen“.

Der Flug ist ein Charterflug von der österreichischen Fluglinie Comtel-Air organisiert. Die Fluglinie ist nicht Pleite, sondern der Reiseveranstalter ist in Konkurs gegangen. Er hat das Geld nicht überwiesen, sagt ein Sprecher der Fluglinie: Man hatte uns gesagt, das Geld ist unterwegs, doch wir haben das Geld nie bekommen.

Zahlen, um nach Hause zu kommen

Der Pilot hatte also den Auftrag das Flugzeug wieder nach Spanien zu bringen, dort ist nämlich der Sitz der Leasing Firma. Er war bereit einen Umweg über Birmingham zum Selbstkosten preis zu fliegen. 23.000 Euro. Das sind ungefähr 150 Euro pro Passagier.

Diese Frau war mit ihrer 2 jährigen Tochter unterwegs. Sie erzählt was im Flugzeug passiert ist: Wir haben uns zusammen gesetzt und ausgerechnet, dass das ungefähr 130 Pfund pro Kopf wäre also 150 Euro. Kinder unter zwei Jahren wurden nicht verrechnet. Sie haben uns dann in Wien einzeln nach draußen eskortiert um das Geld vom Bankkonten zu holen.

Warum alle einverstanden waren, warum sich denn keiner geweigert hatte: Wir wollten einfach nach Hause, einige von uns waren schon drei oder vier Tage unterwegs. Wer sonst hätte uns nach Hause gebracht.

Derzeit keine Flüge

Heute war die Fluglinie Comtel hier in Wien nicht mehr zu erreichen. Im Moment hat die Fluglinie alle Flüge nach Amritsar auf Eis gelegt. Die Slots für das kommende Wochenende wurden gestrichen.

Das Bundesministerium für Verkehr prüft zur Zeit aus gegebenem Anlass die Bonität der Fluglinie. Es wird sich in den kommenden Tagen entscheiden ob ihnen die Lizenz entzogen wird. Comtel Air betont, dass der Reiseveranstalter direkt mit dem Leasingpartner in Verbindung steht, Comtel sehe das Geld gar nicht. Und daher auch die Schwierigkeiten.

Am Freitag soll sich entscheiden, ob die Flüge wieder aufgenommen werden sollen. Zur Zeit wird auch darüber verhandelt dass zumindest die zweite Maschine, die derzeit in Amritsar steht, noch mit Passagieren nach Europa fliegen kann. Denn neben den in Wien gestrandeten Passagieren sitzen noch einige hundert in Indien fest.

Theoretisch müssten die Passagiere die ausgelegten 150 Euro zurückbekommen, denn laut EU Richtlinie müssen die Reiseveranstalter eine Versicherung abschließen. Doch das britische Reisebüro ist in Konkurs. Und es kann noch lange dauern bis die Passagiere ihr Geld wiedersehen.

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Comtel Air