Wenige Top-Jobs für Frauen

Frauen in Führungspositionen

Wenige Top-Jobs werden mit weiblichen Führungskräften besetzt. Eine Studie von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst&Young hat festgestellt: Unternehmen mit zumindest EINER Frau im Vorstand schneiden bei Umsatz und Gewinn deutlich besser ab, als Unternehmen mit einer männlichen Monokultur im Führungsstab.

Morgenjournal, 23.01.2012

Frauen müssen Karriere auch wollen

Damit Frauen den Weg nach oben schaffen, muss es Anstrengungen von allen geben: von Politik, Unternehmen, Gesellschaft, und den Männern.
Aber auch die Frauen selbst müssen mehr tun, sagt Manuela Lindlbauer. Sie hat eine Personalberatung gegründet und festgestellt, "dass der Großteil der Frauen kein Interesse an Karriere hat oder zumindest weniger als Männer. Und das ist schon einmal eine wesentliche Voraussetzung, um es zu schaffen." Und wenn, dann melden sich die meisten für klassische soft-skill-Bereiche, also Personal, Marketing, Organisation. "Was schlussendlich auch immer die schlechter bezahlten sind und aber auch die Bereiche sind, wo man nicht ins Top-Management kommt. Die Chancen von dort in das Management zu kommen, sind nicht so groß wie als Finanzleiter oder Sales-Leiter-Manager."

Bewusste Karriere-Planung

Die Unternehmen wiederum erkennen das Potenzial von Frauen oft nicht, betont Christian Friesl von der Industriellenvereinigung: "Es gibt Frauen, die als Führungskräfte geeignet sind. Und ich denke, dass Unternehmer besser hinschauen und das Thema bei der Personalauswahl mitbedenken müssen." Es braucht also bewusste Karriere-Planung sowohl von Seiten der Unternehmen, als auch von Seiten der Frauen selbst. Außerdem muss sich strukturell etwas ändern, sagt Friesl: "Etwas, was nicht ganz sooft gesehen wird, ist, dass wir in Österreich ganz wenige effiziente Möglichkeiten der Ausbildung und der Berufswahl haben."

Berufswahl nach Klischees

Denn trotz aller Maßnahmen die schon gesetzt worden sind, lassen sich die Klischees bei der Berufswahl noch nicht aufbrechen. Mädchen wollen nach wie vor Friseurin werden, Burschen Mechaniker. Junge Frauen studieren Publizistik, junge Männer lieber Wirtschaftsingenieurwesen. Das müsste man schon im Kindergarten angehen, sagt Manuela Lindlbauer. Man müsse etwa, "die Ausbildung der Kindergärtnerinnen, Volksschullehrerinnen entsprechend anpassen, dass die dort einfach neutraler sind, dass die dort schon den Mädchen das Selbstbewusstsein mitgeben." Christian Friesl von der Industriellenvereinigung fordert außerdem, dass die Politik entscheidet, wer zentral bei der Berufswahl beraten soll. Es braucht jedenfalls ein einheitliches Vorgehen, sagt Friesl.

Kinderbetreuung muss ausgebaut werden

Einer, wenn nicht der wesentliche Punkt, ist die Kinderbetreuung. Nötig wären endlich mehr und vor allem qualitativ gute Betruungsplätze für Kinder ab dem 6 Monat, sagt Personalberaterin Lindlbauer. "Weil, wenn die Kinder nicht betreuut sind, und die Frauen kriegen nun mal die Kinder, und das werden wir nicht wegdiskutieren können, dann ist es einfach für eine Frau schwierig Karriere zu machen. Und das ist in Österreich so, weil es im ersten Jahr nicht möglich ist, dieses Kind öffentlich betreuen zu lassen, wenn man es sich nicht privat leisten kann."

Konservatives Familienbild

Und zu guter Letzt müssen wir uns alle selbst an der Nase nehmen. Denn viele Österreicherinnen und Österreicher haben nach wie vor ein konservatives Familienbild: Alleinerzieher, Hausfrau und viele Kinder. "Sie nennen das dann Wahlfreiheit und niemand fragt nach der Verantwortung, wenn sich in einem langen leben Wünsche ändern, also zum Beispiel, der Wunsch der Frau einen Beruf zu haben; wenn Beziehungen scheitern und wo die Frauen dann stehen," sagt Christian Friesl.