FPÖ greift Anrainer-Protest auf

Widerstand gegen Ute Bock-Initiative

Ende April wird im zehnten Wiener Bezirk das neue Ute-Bock-Haus eröffnet. Es hat 80 Wohnungen für Asylwerber und Menschen, denen Asyl zugesprochen worden ist. Ute Bock hatte schon im Vorfeld angekündigt, die Anrainer in das Projekt einbinden zu wollen. Allerdings hat es von Beginn an Protest gegeben, der mittlerweile von der FPÖ aufgegriffen worden ist.

Mittagsjournal, 14.4.2012

Reportage vom FPÖ-Stammtisch von Tanja Geleckyj

Haustüren vergittert

Die Freiheitliche Partei will den Anrainern gegen das Flüchtlingszentrum zur Seite stehen und hat zu einem Stammtisch und zur Diskussion geladen. Im Wirtshaus "Zum Nepomuk" in der Troststraße in Favoriten sind rund 60 Menschen, großteils Pensionisten zum Stammtisch der FPÖ gekommen. Das neue Flüchtlingsheim von Ute Bock, soll bald nur ein paar Straßen weiter in der Zohmanngasse eröffnet werden. Auch Erich Müllner ist gekommen. Er wohnt ein Haus weiter und ist gegen das Heim. Er sagt, er fürchte sich und habe die Haustüre vergittert.

Böse Erinnerungen

Die Anrainer befürchten ein Deja-Vue. Schon vor 40 Jahren hatte Ute Bock dort ein Wohnheim eröffnet - zu Beginn war es ein Gesellenheim, dann ein Heim für Flüchtlinge. Und genau da hätten auch die Probleme begonnen, sagen die Anrainer. Das Heim hätte in den 90ern als Drogenumschlagplatz fungiert. Eine 63-jährige Anrainerin befürchtet nun ähnliche Zustände wie damals.

Ende der 90er Jahre führte die Polizei die "Operation Spring" durch- eine von Menschenrechtsorganisationen heftig kritisierte Aktion gegen den organisierten Drogenhandel. Damals sind zahlreiche Menschen in Wohnungen und Flüchtlingsheimen festgenommen worden, darunter auch im damaligen Heim in der Zohmanngasse.

Offenes Ohr bei FPÖ

Bei den Freiheitlichen finden die Anrainer mit ihren Ängsten ein offenes Ohr. Der Wiener FPÖ-Klubchef Johann Gudenus will jetzt mit einem Fragebogen zum Flüchtlingshaus die Stimmung unter den Anrainern ausloten. Jene, die beim Stammtisch ihrem Unmut Luft machen, kritisieren, dass sie von Beginn an nicht in das Projekt eingebunden worden seien. Sie fühlen sich von der zuständigen SPÖ-Bezirksvorstehung nicht verstanden.

Mittagsjournal, 14.4.2012

Bezirksvorstehung und Ute Bock reagieren. Bericht von Tanjy Geleckyj

SPÖ: Projektwerber müssen informieren

Die SPÖ sei in Kontakt mit der Bevölkerung, sagt Peter Florianschütz, Vorstandsmitglied der SPÖ Favoriten. Er räumt aber ein, dass die Bezirksvorstehung auch nicht viele Informationen vom Verein Ute Bock bekommen habe. Die Ängste und Sorgen der Anrainer seien nachvollziehbar, so Florianschütz. Auch er verweist darauf, dass es rund um Ute Bock und das Haus eine Geschichte gibt. Das Flüchtlingsheim sei ein Privatprojekt, somit sei es Sache der Projektwerber, die Leute zu informieren. Das würde aber erst jetzt vermehrt passieren. Es sei aber nie zu spät, immer unter der Annahme, dass man die Bevölkerung einbeziehen will, so Florianschütz. Und das will Ute Bock, sagt sie.

Aufregung nicht mitbekommen

Dass der Verein aber vorab zu wenig aufgeklärt habe, findet Ute Bock nicht. Sie habe mehrmals mit der Bezirksvorstehung gesprochen und auch einen Informationsabend mit der Bevölkerung veranstaltet, um offene Fragen zu beantworten. Und sie gehe wieder hin, "ich habe ja keine Angst." Die Aufregung der Bevölkerung versteht die Flüchtlingshelferin nicht. Sie habe damals in den 90ern nicht mitbekommen, dass die Leute so stark vom Flüchtlingsheim beeinträchtigt gewesen wären. Die sei immer freundlich gegrüßt und angeredet worden, "und jetzt haben sie auf einmal eine Angst vor mir. Ich versteh das nicht. Ute Bock wünscht sich, dass ihr die Anrainer eine Chance geben, zu zeigen, dass alles funktioniert. Sie habe immer eine offene Tür, sagt sie.