Opfer fordern Konsequenzen für Täter
Noch immer sind 40 beschuldigte Kirchenangehörige im Dienst, denen sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vorgeworfen wird - das wirft die "Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt" den Bischöfen vor. Anfang Juni hat die "Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt" den Diözesen Listen mit Namen Beschuldigter übermittelt und sie aufgefordert, bis Ende Juli Stellung zu nehmen und zu erklären, welche Konsequenzen gezogen werden.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 31.7.2012
Unzufriedener Opfervertreter
Sechs der neun Diözesen haben bisher geantwortet, in zwei Antwortschreiben ist sogar von möglichen Klagen der Beschuldigten die Rede. Die Diözesen Wien, Salzburg, St. Pölten, Feldkirch, Graz-Seckau und Linz haben der "Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt" bisher geantwortet. Zufrieden ist Sepp Rothwangl von der Plattform nicht. Es habe so gut wie keine Konsequenzen gegeben. "Wenn die Beschuldigten die Vorwürfe bestreiten, ist das für Bischöfe offensichtlich genug, um sie weiterhin in Beschäftigung zu halten. Speziell in der Steiermark, aber auch in anderen Bundesländern muss man sagen: Pädo-Priester haben eine Jobgarantie.""
In der Steiermark wehrt man sich gegen diese Vorwürfe. Helmut Burkard von der Diözese Graz-Seckau sagt, von den sieben Namen, die die Plattform genannt habe, sei ein Name unbekannt gewesen, die restlichen sechs Fälle habe man sich genau angesehen. Einige davon seien seit längerer Zeit nicht mehr im Dienst, weil sich der Tatverdacht der Pädophilie erhärtet habe. Einige Vorwürfe hätten sich aber auch nicht bestätigt, sagt Helmut Burkard. Manches stimme überhaupt nicht, manches betreffe andere Delikte als Pädophilie.
Klagsdrohungen
Ähnlich die Antworten aus Nieder- und Oberösterreich. Von dort heißt es, zwei der Beschuldigten würden nicht mehr in der Pfarrseelsorge eingesetzt, die beiden anderen seien wohl zu Unrecht beschuldigt und überlegten zivilrechtliche Schritte. Sepp Rothwangl ist empört: "Einerseits werden wir aufgefordert, Namen von Pädo-Priestern zu nennen. Und wenn wir sie nennen, werden wir mit Klage bedroht. Diese Art der Aufarbeitung, wie sie die Kirche hier versucht, ist nur einer weitere Form, um die Fälle zu vertuschen. Wir hoffen regelrecht auf eine Klage, denn dann können wir den Wahrheitsbeweis antreten."
Auch im Brief aus der Steiermark heißt es, die Diözese und alle Genannten behielten sich rechtliche Schritte vor. Das sei keine Klagsdrohung, sagt Helmut Burkard. Man behalte sich aber vor Klagen einzubringen, wenn unwahre Gerüchte über die Diözese oder einzelnen Personen veröffentli9cht werden sollten."
Die Plattform jedenfalls sieht die kircheninterne Aufarbeitung des Missbrauchsskandals gescheitert und fordert - wieder einmal - eine staatliche Kommission.
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