Acht Millionen Euro an Opfer
Bilanz nach zwei Jahren Klasnic-Kommission
Die vor zwei Jahren von Kardinal Christoph Schönborn eingesetzte "Unabhängige Opferschutzanwaltschaft" hat von Missbrauch Betroffenen bisher insgesamt acht Millionen Euro finanzielle Hilfe zuerkannt. 613 Fälle habe man positiv entscheiden können, zog die Vorsitzende Waltraud Klasnic am Dienstag in einer Pressekonferenz Bilanz.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.4.2012
Suche nach Hintergründen
Zwei Jahre nach ihrer Gründung hat die Klasnic-Kommission, die Kommission zur Entschädigung von Opfern kirchlicher Gewalt, Zwischenbilanz gezogen. Die Kommission hat ein wissenschaftliches Projekt vorgestellt, das Auswirkungen und Hintergründe von Gewalt und speziell sexueller Gewalt in der katholischen Kirche erforscht. Darin werden die schrecklichen Erfahrungen von 400 Menschen aufgearbeitet, die Opfer von Verantwortlichen der katholischen Kirche geworden sind.
Dimension damals nicht bewusst
Uns war die Dimension und erschütternde Tragweite der Fälle nicht bewusst, als wir unsere Arbeit begonnen haben, sagt Waltraud Klasnic, Vorsitzende der Opferschutzkommission zu Beginn der heutigen Pressekonferenz. Mehr als 1.100 Betroffene haben sich gemeldet, die ihr Leben lang unter traumatisierenden Auswirkungen leiden.
Aufgabengebiet klar abgesteckt
700 Betroffenen wurde bisher geglaubt und eine Entschädigung von durchschnittlich 15.000 Euro zuerkannt. 400 haben der wissenschaftlichen Aufarbeitung durch ein Team der Psychologin und Trauma-Expertin Brigitte Lueger-Schuster zugestimmt. Die von Kritikern geforderte volle Aufarbeitung der Schuldfrage ist das allerdings nicht. Lueger-Schuster sagt, man beschäftige sich mit den chronischen Folgen von massiven Leidensgeschichten. Es werde ausgewertet, was passiert ist und wo. Das bleibe aber anonym. Es sei nicht Aufgabe Täterforschung zu betreiben.
Dennoch versucht die Klasnic-Kommission, laut Carolin List, Kommissionsmitglied und Richterin auch dafür zu sorgen, dass es Konsequenzen der Kirche gegenüber Tätern gibt, und die Personen nicht mehr in verantwortlichen Tätigkeiten seien.
Thema Verjährung
Zu Aussagen der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt, wonach 40 Priester, die Täter gewesen sein sollen, noch im Dienst seien, meint List: sie bitte dringend um Namen.
Nicht befürwortet wird von der Klasnic-Kommission aber die Forderung nach einem Verzicht der Kirche auf die Verjährung in Zivil-Prozessen um Schmerzensgeld. Der Staat verzichte auch nicht darauf. Aber Udo Jesionek hofft auf ein Urteil in zumindest einem nicht verjährten Fall - um zu sehen, ob die derzeitigen Entschädigungszahlungen angemessen sind.
Hauptaugenmerk auf Prävention
Erfreut zeigt sich Waltraud Klasnic heute übrigens, dass es neuerdings auch für Opfer aus den Bundesinternaten eine Anlaufstelle des Unterrichtsministeriums gibt. Klasnics Seitenhieb: ihre Kommission sei nach vier Wochen zustande gekommen, die Bundeskommission immerhin nach zwei Jahren.
Klasnic fordert nun auch eine österreichweite Präventionsplattform. Und auch zum Streit zwischen Bund und Ländern über das geplanten Kinderhilfegesetz und die Finanzierung von verbessertem Kinderschutz hat sich Klasnic geäußert: Es sei Zeit, nicht mehr zu diskutieren sondern zugunsten der Kinder zu handeln.
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