Berlakovich verteidigt Biotreibstoff E10

Wegen der steigenden Lebensmittelpreise wird die Kritik am Biotreibstoff E10 immer lauter. Das ist Super-Benzin, dem zehn Prozent Alkohol aus Pflanzen beigemischt sind. Österreich will E10 dennoch im Oktober einführen, und Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) verteidigt den Agrarsprit als Möglichkeit, die Klimaziele zu erreichen.

Mittagsjournal, 16.8.2012

Berlakovich: kein Getreidemangel

Tank oder Teller - das ist für Umweltminister Nikolaus Berlakovich keine Frage. Beides sei möglich. Österreich und seine Nachbarländer hätten genug Getreidevorräte, um dem Benzin zehn Prozent Alkohol aus Pflanzen beimischen zu können, meint der Minister. Das sei eine Klimaschutzmaßnahme, die dazu beitragen soll, CO2 einzusparen.

Schuld an den hohen Getreide- und Lebensmittelpreisen sei nicht der Biosprit, sondern die Spekulation mit Rohstoffen. Auch wenn heuer durch die schlechte Ernte allein in Österreich 700.000 Tonnen Getreide fehlen, soll E10 im Herbst auf den Markt kommen, sagt Berlakovich: Die Getreidelager seien weltweit voll, wie es im Vorjahr und im Jahr davor eine sehr gute Ernte gegeben habe. "Heuer ist die Ernte eine unterschiedliche, aber das gleicht sich über die Jahre aus."

Produktion läuft schon

Schon jetzt werden im Agrana-Werk in Pischelsdorf in Niederösterreich pro Jahr 220.000 Kubikmeter Bioethanol produziert, so viel, wie für die Einführung von E10 notwendig ist, bestätigt Agrana-Generaldirektor Johann Marihart: Daher sei bei der E10-Einführung kein Getreide-Mehrbedarf gegeben. Derzeit exportiere man 50 Prozent. Die Befürchtung der Autofahrer-Clubs, dass die Biosprit-Beimischung Treibstoff teurer machen wird, kann Agrana-Chef Marihart nicht nachvollziehen: Er nimmt an, dass viel mehr der "sehr hohe Anspruch" gestellt werde, dass der umweltfreundliche Triebstoff billiger sein müsse.

Bessere Information als in Deutschland

In Deutschland gibt es seit 2011 Superbenzin mit zehn Prozent Bioethanol-Beimischung. Die Autofahrer sind nach wie vor skeptisch. In Österreich soll die E10-Einführung besser vorbereitet werden, sagt Minister Berlakovich: "Die Autohersteller sagen, dass über 90 Prozent der heutigen Pkw E10 vertragen. Aber da solle es ganz klare Informationen geben."

Ob E10 tatsächlich ab Oktober an den heimischen Tankstellen angeboten wird, ist aber noch nicht fix: Der Koalitionspartner SPÖ bremst noch, räumt Berlakovich ein: Es gebe Bedenken bezüglich Information, Getreidesituation, die Verhandlungen seien noch im Gang, er hoffe aber auf eine Einigung, so Berlakovich.

Die Beimischung von Bioethanol ist eine Vorgabe der EU: Bis 2020 soll auch im Verkehrsbereich der Anteil erneuerbarer Energieträger auf zehn Prozent erhöht werden.