Causa Graf: Meschar erhebt schwere Vorwürfe

Rund um die Betrugsvorwürfe gegen den FPÖ-Politiker und Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf im Zusammenhang mit der von ihm initiierten Stiftung einer betagten Dame hat die mutmaßlich Geschädigte heute erstmals öffentlich Stellung genommen. Im ORF-Exklusivinterview schildert die 90jährige Gertrud Meschar, die Umstände rund um die Errichtung der Stiftung und ihre enttäuschten Erwartungen.

Mittagsjournal, 6.9.2012

Stiftung nicht liquide?

Zunächst geht Getrude Meschar darauf ein, wie sie von Martin Graf, den anderen Stiftungsvorständen und dem Notar über die Stiftung informiert wurde. Es geht dabei um Fragen, wie das Vermögen in einer Stiftung veranlagt wird und wer begünstigt ist. Meschar erinnert sich: "Es ist immer nur der Dr. Graf gewesen, mit dem ich Kontakt gehabt habe. Ich wollte es so haben, dass ich, solange ich lebe, versorgt bin. Ich will in kein Heim, ich möchte eine 24-Stunden-Hilfe haben. Und er Martin Graf, Anm. d. Red. hat ja gesagt." Doch dann kam für die Pensionistin eine unschöne Überraschung. "Da ist gar nichts – wenn nix da ist, kann ich nichts bekommen, dann muss ich in ein Heim gehen", sagt Meschar. Wie es um das Vermögen ihrer Stiftung steht, beschreibt Meschar so: "Das Vermögen wird immer weniger. Ich versteh das gar nicht. Nicht nur, dass ich die Belastung von der Billrothstraße die Stiftung hat in dieser Straße eine Immobilie gekauft, Anm. d. Red. habe, auch die Stiftung ist ziemlich belastet – mit 60.000 Euro. Und da will er sagen, sie ist liquid? Das versteh ich nicht."

Meschar für Auflösung der Stiftung

Darüber, warum Martin Graf und die anderen Stiftungsräte so gehandelt haben, hat sich die Pensionistin natürlich Gedanken gemacht. Meschar mutmaßt: "Die haben sich gedacht, die ist alt – ich war ja damals schon 85 –, die wird’s eh nicht mehr lang machen. Und wir werden den Vertrag so aufstellen, dass wir dann regieren und sie hätten dann alles gehabt. Das ist meine Meinung, meine feste Überzeugung." Ob sie Graf das Geld überlassen wollte? "Das wollte ich nicht! Ich habe gedacht, ich habe ein Mitspracherecht, wenn ich etwas brauche, krieg ich's. Ich habe ihm so vertraut. Vor allem weil er Rechtsanwalt war, hab ich gedacht, er wird ehrlich sein", stellt Meschar klar. Sie wünscht sich, dass die Stiftung aufgelöst wird und sie wieder über ihr Geld und über ihre Liegenschaften verfügen kann.