Metallerlohnrunde: Keine Einigung in Sicht

Dass die Metallerlohnverhandlungen heuer kompliziert werden, hatte sich schon abgezeichnet. Jetzt sind sie nach drei Runden vorerst unterbrochen worden. Besonders umstritten ist das, was die Arbeitgeber "Flexibilisierung" nennen. Im Grunde hieße das, länger zu arbeiten, ohne es bezahlt zu bekommen. Auch bei den Löhnen ist keine Einigung in Sicht.

Morgenjournal, 6.10.2012

"Forderungen der Gewerkschaft nicht nachvollziehbar"

Die Positionen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern liegen noch meilenweit auseinander. Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung von fünf Prozent, was die Arbeitgeber mit Verweis auf die Wirtschaftsflaute ablehnen. Christian Knill vom Fachverband Maschinen und Metallwarenindustrie: "Wir wissen, dass wir eine rückläufige Produktion haben und wir wissen auch, dass die Exporte zurückgehen. Speziell für unsere Maschinenbauindustrie, die sehr stark exportorientiert ist, ist das natürlich nicht positiv. Insofern meinen wir, dass die Forderungen der Gewerkschaft nicht nachvollziehbar sind."

Die Industrie bietet deshalb maximal eine Erhöhung um die durchschnittliche Inflationsrate der letzten zwölf Monate von 2,8 Prozent, und das auch nur, wenn die Gewerkschaft Zugeständnisse beim umstrittenen Thema Arbeitszeit macht. Hier fordern die Arbeitgeber flexiblere Arbeitszeiten auf Betriebsebene, um besser auf wechselnde Auftragslagen reagieren zu können.

"Streik nicht die erste Maßnahme"

Außerdem will die Industrie, dass ältere Arbeitnehmer kürzer arbeiten, bei entsprechend geringerer Entlohnung. Man denke nicht daran, diesen Forderungen zuzustimmen, sagt Rainer Wimmer, Verhandlungsführer der Metallergewerkschaft Pro-Ge: "Unter diesen Voraussetzungen fühlen wir uns nicht in der Lage, weiter zu verhandeln. 60 Stunden in der Woche arbeiten und das ohne Zuschläge. Dass junge Menschen 42 Stunden arbeiten und ältere Arbeitnehmer nur 35, ohne Lohnausgleich. Das sind Vorgehensweisen, die wir so nicht hinnehmen können."

Nächste Woche folgen eine Betriebsrätekonferenz sowie Betriebsversammlungen. Auf die Frage, ob die Gewerkschaft wie im Vorjahr Streiks abhalten will, sagt Wimmer: "Kann man nicht ausschließen. Das wird aber nicht die erste Maßnahme sein."

Parallele Verhandlungen mit den anderen Fachverbänden

Gefragt, ob ihm mögliche Streiks Sorgen bereiten, sagt Arbeitgebervertreter Knill: "Wir gehen grundsätzlich nicht von Kampfmaßnahmen oder Streiks aus. Wir appellieren an die Gesprächsbereitschaft der Gewerkschaften." Am 18. Oktober kommen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wieder zu einem Verhandlungstermin zusammen.

Heuer gibt es erstmals keine gemeinsame Metallerlohnrunde, sondern alle sechs Arbeitgeberfachverbände verhandeln getrennt mit der Gewerkschaft. Die Maschinen- und Metallwarenindustrie, die aktuell verhandelt, ist der größte Fachverband und beschäftigt rund zwei Drittel der insgesamt 180.000 Metaller. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft geplant, zuerst die Verhandlungen mit der Maschinen- und Metallwarenindustrie abzuschließen und erst dann mit den übrigen Fachverbänden Gespräche aufzunehmen. Weil aber die Verhandlungen mit der Maschinen- und Metallwarenindustrie immer noch kein Ergebnis gebracht haben, wird die Gewerkschaft ab nächster Woche mit den anderen Fachverbänden parallel verhandeln, womit die Metallerlohnrunde heuer besonders kompliziert und unübersichtlich ist.

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