Pflegeorganisationen schlagen Alarm
Im Gesundheits- und Sozialbereich klafft pro Jahr eine Finanzierungslücke von einer Milliarde Euro. Viele Pflege- oder Behindertendienste können vielleicht bald nicht mehr aufrechterhalten werden, so die Organisation "Sozialwirtschaft Österreich", einer der größten Branchenvertreter im Gesundheits- und Sozialbereich. Die Politik erkenne den gesellschaftlichen aber auch finanziellen Nutzen von Firmen und Organisationen im Sozialbereich nach wie vor viel zu wenig an.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.11.2012
Mangel schon jetzt
Die Sozialwirtschaft Österreich ist eine Vereinigung von mehr als 300 Organisationen im Gesundheits- und Sozialbereich, von Volkshilfe und Hilfswerk über Caritas Socialis, Lebenshilfe bis Jugend am Werk. Sie vertritt rund 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei Kollektivvertragsverhandlungen, das ist rund ein Viertel aller im Gesundheits- und Sozialbereich Beschäftigten. Und ihr Appell an die Regierung lässt sich knapp zusammenfassen: Sie fordert Geld. Jahr für Jahr fehle im Gesundheits- und Sozialbereich, von der Kinderbetreuung bis zur Behinderten-, Alten- und Krankenpflege, eine Milliarde Euro, sagt der Vorsitzende der Sozialwirtschaft Österreich, Wolfgang Gruber. Er gebe lange Wartelisten und schon jetzt Nachfrage, die nicht überall gedeckt werden könne.
Investition spart Ausgaben
Rund eine Milliarde Euro zusätzlich würden gebraucht, der Nutzen einer Investition in den Gesundheits- und Sozialbereich werde von der Politik völlig unterschätzt. Marion Ondricek von der Organisation Balance versucht das mit einem Beispiel zu untermauern: "Wenn ein Mensch ohne Obdach eine eigene Wohnung erhält, bekommt er auch eher einen Job. Damit muss keine Wohnbeihilfe, keine Mindestsicherung mehr bezahlt werden, der Betroffenen zahlt ein in die Arbeitslosen-, Unfall und Pensionsversicherung."
Fakt sei, dass zum Beispiel im Pflegebereich in den kommenden Jahren rund 17.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden müssen, ohne mehr Geld werde das nicht gehen, so der Appell der Sozialwirtschaft Österreich an die Regierung.