Schwarze Zahlen bei Krankenkassen

Die zähen Verhandlungen um eine Gesundheitsreform dürften nun neuen Konfliktstoff bekommen, durch die aktuelle Finanzprognose der Krankenkassen, die ein Plus von mehr als 100 Millionen Euro aufweist. Das könnte den Streit um finanzielle Fragen bei der geplanten Gesundheitsreform neu anheizen. Denn die Bundesländer wollen - entgegen einer ursprünglichen Vereinbarung - jetzt mehr Geld von den Krankenkassen.

Mittagsjournal, 15.11.2012

100 Mio. Euro Plus

Die Krankenkassen seien trotz des Sparpakets der Regierung, das auch die Krankenkassen trifft, auf Sanierungskurs, sagt Hans-Jörg Schelling, Vorsitzender im Hauptverband der Sozialversicherungen. Schelling rechnet mit "knapp über 100 Millionen Euro Plus für das heurige Jahr". Seit einiger Zeit bilanzierten die Krankenkassen insgesamt positiv, aktuell schrieben lediglich zwei Kassen rote Zahlen, das werde aber durch die anderen ausgeglichen.

Kein Geld für Länder

Das heuer zu erwartende Plus werde etwa zum Abbau der Schulden verwendet und nicht den Bundesländern gegeben, die bei den Gesundheitsreform-Verhandlungen mehr Geld wollen. "Immer wenn Geld erwirtschaftet wird, steigen die Begehrlichkeiten. Wir haben noch immer Schulden zu tilgen, und vorher sehe ich keinerlei Veranlassung, weder gegenüber den Ländern noch anderen Einrichtungen, dass wir unsre Ausgaben erhöhen."

Mehr Prävention

Die Bundesländer wollen 230 Millionen Euro von den Krankenkassen, bestätigt Hans-Jörg Schelling, betont die "ganz klare Ablehnung seitens der Sozialversicherung", und deutet einen Ausweg an: "Wir sind im Dialog mit den Ländern und hoffen, dass wir bis nächste Woche zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen." In Diskussion sei eine Variante, "den Gedanken der Gesundheitsförderung und Prävention aus der Sicht der Sozialversicherung zu stärken." Das würde bedeuten, dass mit der Gesundheitsreform auch mehr auf Vorsorge gesetzt wird. Bei dieser Gesundheitsreform geht es um den Versuch, das medizinische Angebot von Spitäler und niedergelassenen Ärzten besser aufeinander abzustimmen, um die Kostensteigerungen bei den Gesundheitausgaben einzudämmen.