Hypo-Aufseher Ditz: Ärger über Politik

Am Freitag muss die Republik als Eigentümerin der Hypo Alpe-Adria der EU-Kommission ein Konzept für die notverstaatlichte Bank auf den Tisch legen, damit die Zerschlagung oder Schließung des Instituts verhindert wird. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Hypo Alpe-Adria, Johannes Ditz, wirft der Politik im Ö1-Interview Versäumnisse vor und ärgert sich über Zahlenspekulationen.

Mittagsjournal, 29.5.2013

Johannes Ditz, Aufsichtsratschef der Hypo Alpe Adria, im Gespräch mit Michael Csoklich

Das Logo der Hypo Alpe-Adria

(c) GINDL, APA

Erschüttertes Vertrauen

Sein Vertrauen in die Politik sei erschüttert, sagt der Hypo-Aufsichtsrat. Und indirekt droht Ditz mit Rücktritt: Zwar versichert Ditz, er sei überhaupt nicht amtsmüde, "im Gegenteil, ich kämpfe. Sonst hätte ich dieses Interview nicht gegeben." Aber er wolle die bestmögliche Lösung für das Unternehmen und den Steuerzahler. Und wenn die Politik Rahmenbedingungen festlegt, die den von ihm vorgetragenen Notwendigkeiten widersprechen, dann werde er das "sicher nicht umsetzen", schon aus Gründen der Organhaftung. Und Ditz weiter: "Wenn man das uneingeschränkte Vertrauen des Eigentümers nicht mehr hat, ist es sicher besser, dass ein anderer diese Position übernimmt."

"Extrem schädigende Diskussion"

Jeden Tag werde die Bank ein Stück "kaputtgeredet", wettert Ditz. "Wenn der Herr Bundeskanzler sagt, er rechnet in eineinhalb Jahren mit sieben Milliarden Verlust, dann schädigt das das Unternehmen enorm. Und wir sind momentan wirklich am Rande einer Situation, wo wir sagen müssen, wir können das Unternehmen so nicht steuern." Extrem schädigend sei vor allem, dass Zahlen über einen Abschluss oder den Buchwert bereits in den Medien sind, bevor der Abschluss mit dem Käufer getätigt ist. In dieser Situation müsse man unter dem Buchwert verkaufen, bestätigt Ditz. Schuld daran sei die Diskussion der letzten drei Monate: "Das hat uns mindestens, vorsichtig geschätzt, 30 Millionen gekostet."

"Gemeinsame Strategie" statt Verlustverteilung

Bekannt ist bisher, dass am Freitag der Österreich-Teil der Hypo verkauft wird, und zwar um 65 Millionen Euro an eine indische Investorengruppe. Bei 120 Millionen Buchwert macht das 55 Millionen Verlust - was Ditz aber so nicht bestätigten will. Die kolportierten Verlustbefürchtungen könne man im Unternehmen nicht nachvollziehen, so Ditz. Sich mit verhinderbaren Verlusten abzufinden und über deren Verteilung zu diskutieren sei "fast unverantwortlich".

Ditz zeigt sich überzeugt, dass mit einer gemeinsam konzipierten und getragenen Strategie mit den vorgegebenen Kapitalien von 700 Millionen bis einer Milliarde Euro das Auslangen gefunden werden kann. "Man sollte alles daran setzen, dass man das schafft". Langfristig komme es auf die nächsten Schritte und Bewertungen an, "dann wird der Betrag unter den fünf Milliarden liegen, die da immer als Minimum genannt werden". Unklar ist noch, was mit den Filialen in Italien sowie auf dem Balkan passieren und ob eine so genannte Bad Bank eingerichtet wird. Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) ist gegen eine Bad Bank, Ditz ist dafür. Wie viele Milliarden dorthin verlagert würden, müsse der Vorstand beurteilen.