Lehrerdienstrecht und die Folgen für Schüler

Die Bundesregierung hat gestern das neue Lehrerdienstrecht beschlossen - ohne Zustimmung der Lehrergewerkschaft. Die berät deshalb heute über Maßnahmen, die bis zum Streik gehen könnten. Die Gewerkschafter meinen, der Dienstrechtsentwurf sei ein Sparpaket, auch zum Schaden der Schüler. Welche Änderungen bringt das neue Dienstrecht wirklich für die Schüler? Nichts, sagt der Bildungsexperte Andreas Salcher.

Morgenjournal, 20.11.2013

"Kein Wurf für die Zukunft"

Umstrittener Kern des neuen Dienstrechts ist eine höhere Unterrichtsverpflichtung - die Lehrer sollen künftig 24 Stunden in der Woche an der Schule verbringen. Größtenteils mit Unterrichten, aber auch mit Betreuen und Fördern - das wird in die 24 Stunden eingerechnet. Das ist zum Teil vor allem an den AHS deutlich mehr als bisher. Der Buchautor und Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule für Hochbegabte in Wien, Andreas Salcher, hält trotzdem nicht viel davon: "Das Regierungsmodell ist nur der Versuch, das alte Modell der 50-Minuten-Stunde, wo man Stoff in die Kinder hineinstopft, ein bisschen zu perfektionieren und damit letztlich auch einzuzementieren. Das ist überhaupt kein Wurf, der uns in die Zukunft bringt."

Starre Grenzen aufheben

Das einzig Positive sei, dass junge Lehrer mehr verdienen sollen. Doch zukunftsweisend für die Schüler wäre ein Anwesenheitsmodell, bei dem der Lehrer von acht Uhr in der Früh bis 16 Uhr am Nachmittag in der Schule ist, sagt Salcher: "Unabhängig davon, ob das eine Ganztagsschule ist oder nicht. Alle guten Schulen der Welt funktionieren nach diesem Modell."

Wobei der Schuldirektor autonom entscheiden können müsse, wie er seine Lehrer einsetzt - wie das Verhältnis Unterricht /Betreuung/ Förderung aussieht. Auch starre Unterrichtseinheiten und Fächergrenzen könnten mit diesem Modell aufgehoben werden. Das Argument gegen die durchgängige Anwesenheit der Lehrer an den Schulen: Dazu fehle die Infrastrukur, die Lehrer steckten in überfüllten Konferenzzimmern und hätten keine Arbeitsplätze. Das sei eine reine Frage des Willens, das zu ändern, sagt Andreas Salcher: "Das kritisiere ich auch an der Lehrergewerkschaft: Sie protestieren und drohen in den völlig falschen Dingen. Sie sollen mit Streik drohen, wenn nicht jeder Lehrer einen Computer am Arbeitsplatz hat, wenn es nicht Team- und Erholungsräume für die Lehrer gibt. Wenn es nicht moderne Arbeitsplätze gibt. Das ist es, wo ganz Österreich hinter den Lehrern stehen würde."

Falsches Thema verhandelt?

Ins selbe Horn - nämlich Anwesenheitsmodell für künftige Lehrer - stößt auch die Runde der ÖVP-Landeschulratspräsidenten, die gestern diese Erklärung zum Dienstrecht abgegeben hat: "Eine Fixierung auf eine Wochenlehrverpflichtung entspricht nicht einer zukunftsorientierten, modernen und kompetenzorientierten Pädagogik, die erhöhte Flexibilisierung verlangt. Diese ist nur in einem Jahresarbeitszeitmodell abzubilden."

Doch das ist nie verhandelt worden. Stets hatte man vor allem die Überwindung der zwei Klassen von Lehrern - jene an Pflichtschulen und jene an den Gymnasien - im Auge, und nicht in erster Linie das Wohl der Schüler.