Kampf gegen Feinstaub geht zu langsam

Rund 400.000 Menschen sterben pro Jahr in Europa durch die Luftverschmutzung, vor allem in Folge einer zu hohen Feinstaubbelastung. Seit Jahren versucht Europa, die Belastung zu reduzieren. Der Erfolg zeigt sich auch in Österreich nur langsam - für Umweltexperten und Umweltmediziner zu langsam.

Ein Mann mit einer Schutzmaske vor Abgasen

(c) Gindl, APA

Morgenjournal, 3.1.2014

Maßnahmen reichen nicht

2013 ist die Belastung mit Feinstaub in Österreich leicht zurück gegangen, das zeigt eine gestern veröffentlichte Statistik. Das sei gut, aber nicht gut genug, sagt Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt. Ohne die bisherigen Maßnahmen wäre die Belastung höher gewesen, aber sie reichten nicht aus, um die Gesundheit der Bevölkerung wirklich nachhaltig zu schützen, so Schneider.

Welche Maßnahmen wurden in den letzten fünf bis zehn gesetzt? Im Bereich der Gebäude wurden in einigen Bundesländern etwa finanzielle Anreize geboten, um von alten mit Kohle oder Holz befeuerten Heizungen auf ausstoßarme Systeme umzusteigen. Im Bereich des Verkehrs werden mittlerweile nur mehr Dieselfahrzeuge zugelassen, die Partikelfilter eingebaut haben, und in vielen Gemeinden wurde eine Parkraumbewirtschaftung eingeführt. Damit sei gerade beim Verkehr einiges erreicht, so Schneider. "Wir sind aber noch lange nicht da, wo wir sein wollen."

Wetter war günstig

Der aktuelle Rückgang der Feinstaub-Belastung ist also nur zu einem geringen Teil auf diese genannten Maßnahmen zurück zu führen. Vielmehr habe das Wetter 2013 die Hauptrolle dabei gespielt: Erstens musste wegen milder Wintermonate weniger geheizt werden, und zweitens wurden durch eine günstige Windrichtung geringere Feinstaubmengen aus Osteuropa, wo nach wie vor viele Diesel-LKW ohne Partikelfilter unterwegs sind, zu uns vertragen. Und so sind aus Sicht der Umweltexperten weitere Schritte auf europäischer wie nationaler Ebene notwendig, um den Feinstaub langfristig und auf Dauer zu senken.

Ursache für viele Krankheiten

Denn Fakt ist - Feinstaub ist für die Gesundheit weitaus bedenklicher, als lange gedacht - wie eine im Dezember veröffentliche Studie in der renommierten Fachzeitschrift "The Lancet" belegt. Umweltmediziner Hans Peter Hutter von der MedUni Wien: "Mit jeder weiteren Studie zeigt sich, dass Feinstaub ein sehr bedeutendes Gesundheitsrisiko für die Gesellschaft, für die Bevölkerung darstellt." Feinstaub führe auf der einen Seite zu einer Erkrankung der Atemwege wie Asthma, Bronchitis bis hin zu Lungenkrebs. Außerdem stünden damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang - von Herzrhythmusstörungen bis zur Auslösung von Herzinfarkt und Schlaganfall.

Fazit der Experten: Jede Reduktion von Feinstaub ist ein Gewinn, selbst wenn sie dem Wetter zu verdanken ist. Das entlasse die Politik aber nicht aus der Pflicht, richtungweisende Entscheidungen zu treffen, wie etwa ein Verbot von alten Dieselfahrzeugen zu erlassen.