Ein Jahr Pferdefleischskandal: Nichts gelernt
Undeklariertes Pferdefleisch in Rindfleischlasagne in britischen Supermärkten hat vor einem Jahr für Empörung gesorgt. Innerhalb weniger Wochen hat der Pferdefleischskandal daraufhin etliche europäische Länder erreicht, auch Österreich. Die nötige Transparenz bei der Lebensmittelkennzeichnung gibt es aber noch immer nicht, kritisieren Konsumentenschützer.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 6.2.2014
VKI für durchgängige Kennzeichnung
Es sei heute absolut notwendig, zu wissen, woher Fleischprodukte kommen, sagt Franz Floss vom Verein für Konsumenteninformation (VKI): "Wir wollen eine Kennzeichnung, wo ein Tier geboren, gemästet und geschlachtet wurde. Das verhindert auch solche Fälschungen und Betrügereien wie mit Pferdefleisch und anderen Sachen. Es werden gewisse Kosten entstehen. Erstens ist die Frage, ob die voll auf den Konsumenten überwälzt werden, und zweitens ist der Konsument schon bereit, für Qualitätsware etwas mehr zu zahlen."
Lücke bei Fertiggerichten
Bei Rohwaren werde die Herkunft angegeben, sagt Carolin Krejci, die Leiterin der Abteilung Lebensmittelsicherheit im Gesundheitsministerium. Für jede einzelne Zutat einer Fertiglasagne sei das aber nicht möglich: "Bedenken Sie, was da alles enthalten ist, angefangen von Gewürzen über Tomaten andere Gemüsearten bis hin zu Nudeln, die dann vielleicht auch noch Ei enthalten bis hin zum, Fleisch. Dann haben wir ein Lexikon, das kein Konsument mehr lesen kann."
Mit diesem Argument kann Floss nichts anfangen. Es gehe darum, den Hauptbestandteil zu deklarieren: "Wenn Sie ein Produkt haben, wo 50 Prozent Fleisch drinnen ist, das heißt wenn Fleisch wertbestimmend ist, da soll man wissen, woher das Fleisch kommt. Denn das ist für den Konsumenten wichtig."
Für Gastronomie nicht "tragbar"?
Einen blinden Fleck in der Kennzeichnung ortet Floss in der Gastronomie. Das betreffe fast 50 Prozent des Fleisches und nehme immer mehr zu. "Hier erfahren Sie nicht, woher das Fleisch kommt." Dass es diesen blinden Fleck gibt, bestätigt auch Kreijci. Doch das sei derzeit nicht vorgesehen, "weil es einen Aufwand bedeuten würde, der derzeit nicht tragbar ist. Das kann keiner bezahlen."
Schwerpunktkontrollen
Für falsche Kennzeichnungen von Lebensmitteln gelten in Österreich seit vergangenem Herbst höhere Strafrahmen, im Wiederholungsfall bis zu 100.000 Euro. Wie viele Verfahren anhängig sind und wie oft Strafen gezahlt werden mussten, darüber gibt es keine Zahlen. In Sachen Lebensmittelkontrollen soll es heuer eine Schwerpunktaktion geben. Dabei sollen Rohwürste und Rohpökelwaren mikrobiologisch untersucht werden.
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