Burg-Direktor Hartmann zunehmend unter Druck

Die Turbulenzen am Wiener Burgtheater nehmen kein Ende: Nach einem Misstrauensvotum des Ensembles, das die Verantwortung für das Millionendefizit nicht allein bei der entlassenen Vizedirektorin Silvia Stantejsky sieht, gerät Direktor Matthias Hartmann weiter unter Druck.

Anlass sind vor allem Fragen zur Verantwortung für den drohenden Verlust von 8,3 Millionen Euro für die Spielzeit 2012/13. Zudem drohen Steuernachzahlungen von rund 5 Millionen Euro. Die Stimmen, die einen Rücktritt für angemessen halten, werden mehr.

Mittagsjournal, 17.2.2014

.Die Finanz- und Führungskrise am Wiener Burgtheater spitzt sich zu. Nach dem Misstrauensvotum des Ensembles gibt es erste Stimmen, die einen Rücktritt von Intendant Matthias Hartmann fordern. "Was muss eigentlich alles passieren, bis die Geschäftsführung eines Bundesbetriebs den Hut nimmt?", fragt etwa Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl.

Heftige Anschuldigungen kommen jetzt auch aus der Schweiz. Dass Matthias Hartmann das Schauspielhaus Zürich als Sanierungsfall übernommen und saniert habe, wie er vor kurzem in einem Interview betont hat, entspricht nicht den Tatsachen. Diese Behauptung von Hartmann sei eine "mutwillige Beleidigung", wird der ehemalige Direktor der Kulturabteilung der Stadt Zürich, Jean-Pierre Hoby, vom "profil" zitiert. Hartmanns Vorgänger Andreas Spillmann hat seine Intendanz 2005 mit einem Gewinn von mehr als 180.000 Euro abgeschlossen und die Reserven fast um den doppelten Betrag erhöht. Hartmann habe nach seiner ersten Spielzeit einen rund ebenso hohen Verlust verbucht, nämlich 187.000 Euro. Dieser Verlust wäre noch weit höher ausgefallen, wenn nicht stille Reserven aufgelöst und Rückstellungen abgebaut worden wären. Die Behauptung, Hartmann habe das Zürcher Schauspielhaus sanieren müssen, habe für Hoby nur ein Ziel: "Andere zu erniedrigen, um sich selber zu erhöhen!"

Die Burgtheaterkrise gefährdet mittlerweile auch geplante Projekte. Im März wollte Hartmann die Ausgrenzung von moderner Theaterkultur in Orbans Ungarn bei einem eigenen Ungarn-Festival thematisieren. Gestern kam eine Absage: Man höre von "Veruntreuung, Datenfälschung, und Überweisen von öffentlichen Geldern auf Privatkonten", schrieb der Intendant des Ungarischen Nationaltheaters Attila Vidnyanszky in einem Brief an Hartmann. Vor diesem Hintergrund sei das Burgtheater "nicht der richtige Schauplatz, um die Vermittlerrolle zu spielen". Matthias Hartmann war heute zu keiner Stellungnahme bereit. Bei einer Pressekonferenz will er morgen das Programm seines Ungarn-Festivals präsentieren, heißt es aus dem Burgtheater. Dazu wird es wohl auch noch andere Fragen geben. Der Vertrag von Hartmann läuft noch bis 2019.