Familienministerin will Kinderwunsch fördern

Die Geburtenrate in Österreich ist niedrig. Das ist schon seit Jahren so. Das Familienministerium wollte die Gründe dafür herausfinden und hat eine Studie in Auftrag gegeben. Warum, das war die Frage, bekommen viele Paare wenige oder keine Kinder, obwohl sie welche wollen. ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin will nun mit Maßnahmen dazu beitragen, dass mehr Menschen Kinder bekommen.

Morgenjournal, 02.4.2014

Kinderwunsch wird länger aufgeschoben

Die meisten Männer und Frauen wollen zwei Kinder, so ist das auch in Österreich. Aber anders als in Ländern wie Norwegen oder Schweden wird das hierzulande nicht einmal annähernd erreicht, statistisch sind es 1,6 Kinder in Österreich.
Der Kinderwunsch wird von den Unter-45-Jährigen auch immer länger aufgeschoben. Die Mehrheit der Frauen über 35 verwirklicht ihren Wunsch nach zwei Kindern dann aber nicht mehr, viele bekommen nur noch ein Kind, und ein Fünftel der heute 40-jährigen Frauen wird überhaupt kinderlos bleiben. Das ist der Kern einer neuen Studie des Instituts für Familienforschung und der Akademie der Wissenschaften, die Untersuchung ist Teil der europäischen Vergleichsstudie "Generations and Gender Survey" der Vereinten Nationen. In Österreich wurden dafür seit 2009 knapp 5.000 Männer und Frauen zwischen 18 und 45 befragt.

Situation für Karmasin ein Warnsignal

Dass so viele Österreicherinnen und Österreicher mit steigendem Alter beim Kinderwunsch zurückstecken, ist für Familienministerin Karmasin ein Warnsignal. Sie sorgt sich nicht nur um die Betroffenen, sondern etwa auch ums Pensionssystem und will gegensteuern. Für den Sommer plant sie Arbeitsgruppen mit anderen Ministern und den Sozialpartnern. „Wir müssen eine Gesellschaft schaffen, in der es nicht mehr darum geht zu überlegen, soll ich ein Kind bekommen und geht sich das Aus mit den Finanzen, der Organisation und der Karriere“, sagt Karmasin.

Immerhin verzichten laut Studie Frauen dann oft auf ein zweites oder auch auf das erste Kind, wenn sie kaum Chancen sehen, Beruf und Familie zu vereinbaren. Eine wichtige Rolle spielt hier auch die Arbeitsaufteilung zu Hause: Ist der Mann im Haushalt oder auch in der Kinderbetreuung ähnlich engagiert wie die Frau, ist diese oft zufriedener und eher bereit für Nachwuchs.

Anreize für Männer werden überlegt

Die Politik könne hier nur begrenzt etwas tun, sagt Karmasin. Mit mehr Kinderbetreuungsplätzen und der Anhebung der Familienbeihilfe fühlt sie sich schon auf dem richtigen Weg. Ein weiterer Ansatz sei, mehr Männer in die Karenz beziehungsweise in Elternteilzeit zu bringen. Zum Beispiel auch mit finanziellen Anreizen. „Die Überlegungen gehen in die Richtung einen gewissen Bonus, eine gewisse Anrechnung von Zeiten zu schaffen oder mehr Geld, wenn sich Männer stärker als bisher beteiligen“, sagt Karmasin. Auf Details festlegen will sich Karmasin vor den Verhandlungen mit den Ministerkollegen und den Sozialpartnern aber nicht. Sie hofft auch auf mehr freiwillige Aktionen der Wirtschaft: Vom Betriebskindergarten über flexiblere Arbeitszeiten bis zu einer neuen "Sitzungskultur": Etwa Besprechungen nach 17 Uhr müssten nicht unbedingt sein.