Verkehrsexperte: Lkw-Mautpläne "problematisch"

Die Überlegungen der Länder zur Einführung einer flächendeckenden Lkw-Maut sind nach Ansicht des Logistik-Experten Sebastian Kummer "problematisch" und würden wenig bringen. Geeigneter wäre die Einhebung etwa über die Mineralölsteuer, so Kummer.

Morgenjournal, 4.4.2014

Sebastian Kummer vom Institut für Transportwirtschaft und Logistik der Wiener Wirtschaftsuniversität im Gespräch mit Wolfgang Wittmann

"Zwei Systeme wären katastrophal"

Eine flächendeckende Lkw-Maut würde abgelegene Regionen mehr treffen als die Zentralräume, gibt Kummer zu bedenken. Außerdem gebe es ohnehin ein perfektes Mautsystem auf den Autobahnen, das könne man aus technischen Gründen aber nicht in der Fläche einsetzen. Dort müsste man auf ein GPS-System umsteigen und alle Lkws umrüsten. Wenn man das zusätzlich zum bestehenden System machen würde, hätte man zwei Systeme in Österreich, "was sehr katastrophal wäre" und mit höheren Kosten verbunden wäre, meint Kummer. Andere Systeme wären sinnvoller, wie ein Mautpickerl, das es schon gegebene habe, oder am besten die Mineralölsteuer: "Die trifft jeden Kilometer, der gefahren wurde, und es gibt keine zusätzlichen Kosten bei der Erhebung."

Würde wenig bringen

Der Logistik-Professor bestätigt aber, dass es bei den Straßen großen, kostspieligen Erneuerungsbedarf gibt. Nach dem Zweiten Weltkrieg seien viele Straßen gebaut worden, und die müssten nun komplett erneuert werden. Dass die Länder nun dafür kein Geld haben, führt Kummer aber auch auf die Umschichtung der Landesbudgets zurück: Vor einigen Jahren haben die Länder die früheren Bundesstraßen übernommen und dafür auch Geld bekommen: "Man kann ein bisschen sarkastisch sagen, sie haben die Straßen genommen, das Geld genommen und dann das Geld anderswo eingesetzt."

Grundsätzlich wäre die angedachte Lkw-Maut aber ohnehin nur "ein Tropfen auf den heißen Stein", gibt Kummer zu Bedenken. "Da würden nicht mehr als 150 bis 200 Millionen Euro zusammenkommen, und das ist ungefähr ein Cent bei der Mineralölsteuer. Und ein Cent ist eigentlich nichts."