Stararchitekt Hans Hollein 80-jährig gestorben

Hans Hollein war einer der ganz wenigen Weltarchitektur-Stars Österreichs. Und bisher der einzige, der mit dem Pritzker-Preis (1985) ausgezeichnet wurde. 1934 in Wien geboren, war Hans Hollein nicht nur Architekt, sondern auch Künstler und Ausstellungsmacher, der in den 1960er Jahren den Architekturbegriff in Österreich neu formulierte. Auch wenn er mit Bauten wie dem Haas-Haus vis à vis vom Stephansdom (1990) heftige Debatten verursachte.

Hans Hollein

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Mittagsjournal, 24.4.2014

Vordenker der Postmoderne

Architekten müssen endlich aufhören, in Gebäuden zu denken. Mit diesem Slogan erweiterte Hans Hollein den Architekturbegriff der 1960er Jahre und fertigte Collagen an, in denen er etwa eine ganze Stadt in einem Flugzeugträger, der wie eine utopische Arche Noah in der unberührten Natur gestrandet war, unterbrachte. Collageartig waren auch viele seiner Bauten wie etwa das Museum in Mönchengladbach, das, 1982 fertig gestellt, Hollein den Ruf eines Vordenkers der Postmoderne eintrug.

Aluminiumfassade

Mit dem ehemaligen Kerzengeschäft Retti am Wiener Kohlmarkt fing alles an.

(c) http://www.hollein.com

Architektur gehört allen

Noch zu Lebzeiten sagte Hans Hollein einmal: "Ich habe mich immer sehr viel mit den Ideen einer Architektur eines Bauwerkes beschäftigt, das ich begehen kann, dessen Oberfläche sozusagen der Bevölkerung zur Verfügung steht, das nicht nur Fassade ist, sondern einfach ein in Besitz zu nehmendes Objekt. Ich habe dann endgültig im Museum Mönchen-Gladbach diesen Gedanken demonstrativ verwirklichen können."

Architekt nach reiflicher Überlegung

Die Ideen Hans Holleins waren lange gereift, auf Studienreisen durch die USA hatte er in den späten 1950er Jahren die Klassiker der architektonischen Moderne, wie Frank Lloyd Wright oder Mies van der Rohe, studiert. "Ich habe lange, nachdem ich fertigstudiert habe, nichts zu tun gehabt", so Hollein. "Es hat bei mir acht Jahre gedauert, bis ich meinen ersten Auftrag bekommen habe, und bis dahin habe ich eigentlich nur gezeichnet und Projekte gemacht. Ich habe diese Zeit allerdings so verwendet, dass ich einige grundsätzliche Gedanken und Haltungen zur Architektur entwickelt habe."

Holleins Markenzeichen

Eine eigene Signatur fand Hans Hollein in den metallisch glänzenden Flugdächern, die er als krönenden Abschluss nicht nur auf sein Wiener Haas-Haus, sondern auch auf seine Bürogebäude setzte, ebenso wie vor die Wiener Albertina als zeitgenössisches Vordach.

Das Alu-Flugdach "Soravia Wing" auf der Albrechtsrampe vor der Albertina

Das Alu-Flugdach "Soravia Wing" auf der Albrechtsrampe vor der Albertina

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Internationales Oeuvre

Zu Holleins bedeutendsten Bauten zählen das Museum Moderner Kunst in Frankfurt, das Headquarter der Interbank in der peruanischen Hauptstadt Lima und die österreichische Botschaft in Berlin.

Der Berg ruft

Immer wieder taucht ein Leitthema in Holleins Architektur auf: das Bauen im Berg, das schon in seinen Geschäftsumbauten anklang, die hinter seltsam spaltenförmigen Eingängen ein Reich der Tiefe und Schätze vermuten ließen. Das Thema fand seine fantastischste Ausformung im Museum im Berg, seinem nie realisierten Salzburger Projekt.

Erst im Vulkanmuseum in Südfrankreich ist es zum Vermächtnis seiner Bauauffassung geworden - in Form eines unterirdischen Museumsparks, der sich äußerlich nur als basaltverkleideter Kegelstumpf zu erkennen gibt.

Berge haben Hans Hollein nicht nur in ihren Tiefen, sondern auch in ihren Höhen stets fasziniert. Seit seiner frühen Jugend Bergsteiger, zeigte er sich in einem Interview für den ORF vom schichtweisen Vordringen in die Einsamkeit berührt, auch wenn man immer wieder zurückkehren müsse. "Sonst kann man nur oben bleiben und sterben."

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