Britische Debatte über aktive Sterbehilfe
In Großbritannien debattiert heute das Oberhaus über einen Gesetzesentwurf zur Legalisierung der aktiven Sterbehilfe. Die Regelung würde Ärzten erlauben, Schwerstkranken Medikamente zu verschreiben, mit denen sie ihrem Leben ein Ende setzen können. Der frühere anglikanische Primas, Erzbischof George Carey, ein Mitglied des Oberhauses, unterstützt diese Initiative.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 18.7.2014
Prominente Unterstützung
Nach acht Jahren unternimmt das britische Oberhaus einen neuen Versuch ein Sterbehilfegesetz durchzubringen. Die Regelung würde Ärzten erlauben, todkranken Patienten eine tödliche Dosis an Medikamenten zu verschreiben. Als Voraussetzung für eine solche Hilfe beim Suizid sieht der Entwurf vor, dass die Betroffenen eine entsprechende Erklärung unterzeichnet haben und ihre Lebenserwartung weniger als sechs Monate beträgt. In einem Zeitungsartikel kündigt der ehemalige Erzbischof von Canterbury, George Carey, seine Unterstützung bei der Abstimmung im Oberhaus an. Aktuelle Fälle hätten seine alten philosophischen Sicherheiten darüber, dass Sterbehilfe falsch sei, zum Einsturz gebracht.
Ein solcher Fall war Tony Nicklinson, der vergeblich vor Gericht eine Ausnahmeregelung erreichen wollte um seinem Leben mit ärztlicher Hilfe ein Ende zu setzen. Nicklinson litt am seltenen Locked-in-Syndrom. Als ihm Sterbehilfe verweigert wurde, hungerte er sich zu Tode. Seine Witwe Jane kämpft weiter für die Legalisierung von Sterbehilfe, sie begrüßt die prominente Unterstützung von kirchlicher Seite.
Der ehemalige Primas der anglikanischen Kirche genießt hohes Ansehen, seine geänderte Haltung beeinflusse sicherlich auch die Lords, sagt Joel Joffe, ein Mitglied des Oberhauses.
Widerstand im Unterhaus
Wenn die Lords den Gesetzesentwurf heute annehmen, steht die nächste Hürde bevor: Die Abgeordneten im Unterhaus müssen ebenso zustimmen. Premierminister David Cameron erklärte in der wöchentlichen Fragestunde, er glaube nicht, dass eine Gesetzesänderung notwendig sei, er sei besorgt über die Legalisierung von Euthanasie. Es bestehe die Gefahr Menschen unter Druck zu setzen. Die anglikanische Staatskirche in England fordert das Oberhaus auf, den Gesetzesentwurf zurückzuziehen. Sie will stattdessen eine "Königliche Kommission" einsetzen. So könnten alle Argumente in dieser schwierigen Frage umfassender behandelt werden.