WHO zu Ebola: "Gesundheitsnotfall"

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den jüngsten Ebola-Ausbruch zum internationalen Gesundheitsnotfall erklärt. Um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern, hat die WHO eine lange Liste von Empfehlungen veröffentlicht.

Mittagsjournal, 8.8.2014

Völkerrechtlich verbindliche Vorschriften

Rund 1000 gemeldete Todesfälle in Westafrika lassen die WHO zu ihrem stärksten Instrument greifen: Um die bislang schwerste bekannte Ebola-Epidemie einzudämmen, hat die UN-Organisation den Internationalen Gesundheitsnotfall ausgerufen. Damit kann die Organisation nun völkerrechtlich verbindliche Vorschriften zur Bekämpfung der Epidemie erlassen. Alle Staaten seien verpflichtet und dringend aufgerufen, an der Eindämmung der Seuche in Westafrika mitzuwirken, erklärte die Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation, Margaret Chan, am Freitag in Genf.

Noch keine Reiseverbote

Möglich wären laut den 1969 von den WHO-Mitgliedstaaten vereinbarten Internationalen Gesundheitsvorschriften unter anderem Quarantäne-Maßnahmen, darunter die Schließung von Grenzen sowie Einschränkungen im internationalen Reiseverkehr. So weit wollen die Notfall-Experten aber zunächst noch nicht gehen. Bislang seien keine generellen Verbote im Reiseverkehr oder im internationalen Handel erforderlich, heißt es in ihrem Empfehlungskatalog.

Reisende müssten aber obligatorisch über die Ebola-Lage sowie Schutzmaßnahmen informiert werden. Alle Staaten sollten zudem vorbeugende Maßnahmen treffen, um Ebola-Fälle rasch erkennen und Infizierte isolieren und behandeln zu können. Dazu gehöre an Flughäfen und internationalen Bahnhöfen sowie Grenzübergängen die Untersuchung von Reisenden aus Regionen, die von Ebola betroffen sind.

Information und Hilfe

Die Öffentlichkeit müsse ständig über die Entwicklung der Epidemie und geeignete Maßnahmen für den Selbstschutz informiert werden. "Regierungen sollten auch auf die Rückführung von Bürgern vorbereitet sein, die möglicherweise Ebola ausgesetzt waren, darunter zum Beispiel medizinisches Personal", heißt es weiter. Alle Staaten sind verpflichtet, jedweden Erkrankungsfall, bei dem auch nur ein Anfangsverdacht auf Ebola besteht, der WHO zu melden und umgehend entsprechende Tests durchzuführen. Zugleich wird die internationale Gemeinschaft aufgerufen, die betroffenen Staaten umfangreich zu unterstützen - mit Geld, Medikamenten, medizinischen Einrichtungen und Fachkräften.

Von der Ebola-Epidemie sind derzeit Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria betroffen, den Notstand haben bisher nur Liberia und Sierra Leone ausgerufen. Es ist erst das dritte Mal, dass die WHO-Seuchenexperten für die Ausrufung eines Internationalen Gesundheitsnotfalls stimmten. Im Mai 2014 hatte die WHO wegen der Ausbreitung von Polio in Pakistan und Afghanistan zu dieser Maßnahme gegriffen, zuvor 2009 wegen der Ausweitung der Schweinegrippe. (Text: DPA, Red.)