Interview mit Staatsoperndirektor Dominique Meyer

In einem Brief an Dominique Meyer hat Franz Welser-Möst am Freitag seinen Rücktritt als Generalmusikdirektor erklärt. Im Gespräch mit Gernot Zimmermann spricht der Staatsoperndirektor u.a. über Gründe für den überraschenden Rücktritt und die Suche nach Ersatz für über 30 abgesagte Dirigate.

Dominique Meyer

(c) APA/HERBERT NEUBAUER

Kulturjournal, 05.09.2014

Gernot Zimmermann: Herr Direktor Meyer, der neue Chef der Bundestheater-Holding, Günter Rhomberg, hat heute gesagt: "Es ist, wie es ist. Es ist aus mit Franz Welser-Möst". Ist dieser für viele überraschende Schritt definitiv und was waren für Sie die Gründe?
Dominique Meyer: Leider denke ich, dass es aus ist. Wir haben auch mit dem Herrn Rhomberg versucht, uns wieder zu einigen, aber Welser-Möst hat sich entschieden wegzugehen und auch seine geplanten Dirigate nicht zu machen. Was natürlich ein großes Problem ist. Er ist ein großer Dirigent und wir müssen jetzt Lösungen finden für über 30 Vorstellungen, die er dirigieren sollte. Die Spielzeit hat schon angefangen und das ist alles nicht einfach. Ich möchte jetzt keinen Krieg führen und ich glaube, das ist auch die Meinung von Franz (Anm. d. Red. Welser Möst). Ich habe nie etwas Negatives über Kollegen gesagt und ich möchte damit heute nicht beginnen. Wir hatten manchmal Differenzen über künstlerische Belange.

Sind da die Entscheidungskompetenzen zu wenig geklärt, oder liegt es an der Chemie der beiden Protagonisten?
Ich glaube, dass die Sachen klar stehen und das war auch nicht das Thema. Aber natürlich gibt es manchmal zwei Protagonisten, die nicht immer einer Meinung sind. Das ist im künstlerischen Bereich ziemlich üblich, wenn auch nicht erfreulich.

Der Rücktritt von Generalmusikdirektoren ist in der Geschichte der Wiener Staatsoper nichts Ungewöhnliches. Aber es ist eine Katastrophe jetzt, zu Beginn der Saison. Wie können Sie für 30 Vorstellungen und vor allem zwei Premieren einen Ersatz aus dem Hut zaubern?
Sobald wir den medialen Rummel hinter uns haben, werden wir uns an die Arbeit machen. Natürlich haben wir damit schon begonnen. Wir haben heute Vormittag, als die Nachricht bekannt wurde, schon viele Angebote bekommen.

Wie schnell werden Sie einen neuen Generalmusikdirektor finden? Glauben Sie, dass Sie das noch in dieser Saison schaffen?
Ich habe keine Ahnung. In erster Linie müssen wir jetzt konkrete Lösungen finden.

Sie sind eigentlich ein verbindlicher und man denkt auch konzilianter Mensch. Schmerzt Sie das, dass Sie einen so wichtigen Dirigenten wie Franz Welser-Möst nicht an Bord halten haben können?
Natürlich ist das für mich ein Verlust. Weil ich ihn als Dirigenten sehr respektiere und weil wir trotzdem hier in den letzten Jahren tolle Abende verbracht haben, tolle Erfolge gefeiert haben. Wir haben es beide versucht, wir haben es beide nicht geschafft.