Staatsoper: Welser-Möst geht

Paukenschlag an der Wiener Staatsoper: Franz Welser-Möst, der 54-jährige Stardirigent, beendet mit sofortiger Wirkung seine Tätigkeit als Generalmusikdirektor. Welser-Möst begründet diesen überraschenden Schritt mit Auffassungsunterschieden in künstlerischen Belangen: Welser-Möst und Staatsoperndirektor Dominique Meyer konnten sich nicht mehr auf eine gemeinsame Linie einigen.

Franz Welser-Möst

(c) APA/GEORG HOCHMUTH

Mittagsjournal, 5.9.2014

Einen neuen Paukenschlag gibt es im österreichischen Kulturbetrieb. Heute hat Franz Welser-Möst seinen sofortigen Rücktritt als Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper bekannt gegeben. Als Grund nannte er seit längerer Zeit bestehende künstlerische Auffassungsunterschiede mit Staatsoperndirektor Dominique Meyer. Franz Welser-Möst hatte sein Amt erst 2010 angetreten, bereits 2012 war sein Vertrag bis 2018 verlängert worden.

Gerüchte gab es schon lange, dass es hinter den Kulissen der Staatsoper kriselt. So soll Franz Welser-Möst in zentrale künstlerische Entscheidungen nicht eingebunden gewesen sein. Die waren ihm durch seinen Vertrag aber zugesichert worden. Konkret geht es etwa um das Engagement auswärtiger Ensembles. Bereits vor dem Sommer soll Franz Welser-Möst deshalb auch bei Minister Josef Ostermayer vorgesprochen und signalisiert haben, dass er unter diesen Bedingungen sein Amt nicht mehr weiter bekleiden wolle. Gestern war es noch zu einem Gespräch zwischen Dominique Meyer und Franz Welser-Möst gekommen. Eine Einigung konnte dabei offensichtlich nicht erzielt werden.

Welser-Möst: "Es geht schlicht und einfach darum, dass man als Generalmusikdirektor mitverantwortlich ist für dir künstlerische, vor allem musikalische, Richtung des Hauses. Und da gibt es Differenzen zwischen mir und Dominique Meyer, die in Gesprächen nicht auszuräumen waren."

Dazu der neue Chef der Bundestheaterholding Günter Rhomberg: "Es ist leider nicht möglich gewesen, diesen Kommunikationskonflikt zu lösen. Beide Herren sind nicht böse aufeinander und das müssen wir zur Kenntnis nehmen."

Geplante Dirigate zurückgelegt

Bundesminister Josef Ostermayer hat sich noch als Vermittler angeboten, die Entscheidung Welser-Mösts ist aber definitiv. Mit seinem Rücktritt legt Franz Welser-Möst auch alle geplanten Dirigate zurück: In der kommenden Spielzeit hätte er an 34 Abenden am Pult stehen sollen. Höhepunkte wären dabei die Neuinszenierungen von Verdis "Rigoletto" und Richard Strauss' "Elektra" gewesen. Die Zurücklage aller Dirigate begründet er damit, "Abstand gewinnen" zu müssen. "Das kann ich aber nicht, wenn ich im Haus bin. Glauben Sie mir: Das ist eine für mich sehr schmerzliche Entscheidung. Gerade nach diesem besonders glücklichen 'Rosenkavalier' in Salzburg fällt es mir nicht leicht, auf die weitere Zusammenarbeit mit diesem Orchester zu verzichten."

Dass Franz Welser-Möst für seine künstlerischen Überzeugungen auch auf die Barrikaden steigt, musste schon Alexander Pereira erfahren. Damals hat Welser-Möst einen Da-Ponte-Zyklus bei den Salzburger Festspielen abgesagt.