Asyl: Flüchtlinge hoffen in EU auf Perspektiven

Allein vier, der ursprünglich 20 Millionen Syrer sind außerhalb des Bürgerkriegslandes auf der Flucht, die meisten in den angrenzenden Nachbarstaaten. Bekannte Zahlen, aber in Europa konnte man die letzten Wochen den Eindruck gewinnen, dass sich gerade in diesem Sommer besonders viele Richtung EU, und hier vordergründig Richtung Deutschland auf den Weg gemacht haben. Und dieser Eindruck täuscht auch nicht. Ein ganz wesentlicher Grund dafür sind die sich verschlechternden Lebensbedingungen in der Region, wie Österreichs neuer Regierungsberater Kilian Kleinschmidt sagt.

Flüchtlingskind

APA/Elmar Gubisch

Mittagsjournal, 7.9.2015

Kein Geld für Erstversorgungsländer

Keine Aussicht auf ein Ende des Krieges in Syrien und anderswo, keine Arbeitsmöglichkeiten, und keine Perspektiven für die Vertriebenen im Nahen Osten. Und wenn dann auch noch die Hilfsgelder ausbleiben, die das unmittelbare Überleben sichern, darf man sich nicht wundern, dass die Leute weiterziehen, sagt der ehemalige UNO-Krisenhelfer Killian Kleinschmidt. Die UNO brauche 5,5 Milliarden Dollar für die Nothilfe im Nahen Osten, davon fehlen noch 3 Milliarden. Viele Gelder seien schon gestrichen worden, weil die Länder nicht zahlen. Da könne man sich nicht wundern, wenn die Menschen jetzt andere Wege suchen.

Kleinschmidt spricht wörtlich von einem Dammbruch und er illustriert das finanzielle Problem an einem Beispiel: in den letzten vier Wochen bekommen in Jordanien allein 230.000 Menschen keine Ernährungshilfe. Die Finanzierung sei dringend nötig.

Deutschland mit bestem Ruf

Natürlich spielt die Jahreszeit auch eine Rolle, im Sommer gibt es immer größere Fluchtbewegungen als im Herbst und Winter beispielsweise: doch die Atempause wird kurz sein, prophezeit Kleinschmidt, wenn die Krisen nicht an der Wurzel, vor Ort gelöst werden. Dass Deutschland derzeit so eine Sogwirkung auf die Flüchtlinge entwickelt, erklärt Kleinschmidt mit der starken Wirtschaftskraft Deutschlands und den damit verbundenen Hoffnungen, durch schnelle Verfahren, rasch arbeiten und studieren zu können, um sich eine Existenz aufzubauen. Außerdem gebe es größere syrische Gemeinhaften, die es auch als Zielland attraktiv machen.

Und was ist mit Österreich? Es werde auch als attraktives Land gesehen, aber nicht immer, denn es gab in den letzten Monaten auch negative Signale. Kleinschmidt meint damit, die negativen Bilder, die aus Traiskirchen in die Welt hinausgingen. das spreche sich schon rum, sagt Kleinschmidt, der ja jetzt von der Innenministerin beauftragt wurde, mitzuhelfen, das Chaos im Erstaufnahmezentrum zu beenden.

Am Ende des Tages brauche es aber europäische Lösungen und es brauche auch legale Möglichkeiten aus dem Nahen Osten, nach Österreich, in die EU zu kommen, so Kilian Kleinschmidt.