Autor Henning Mankell gestorben

Der schwedische Autor Henning Mankell ist heute in Göteborg gestorben. Er wurde 67 Jahre alt. In seinem letzten Buch "Treibsand: Was es heißt, ein Mensch zu sein", das kürzlich auf Deutsch erschien, hatte sich der Bestsellerautor ausführlich mit der Krebsdiagnose, die er kurz nach Neujahr 2014 erhalten hatte, auseinandergesetzt.

Henning Mankell

APA/dpa/UNBEKANNT

Mittagsjournal, 5.10.2015

"Death will always come to disturb you"

Dass er niemals alles tun würde können, was er im Leben noch tun wollte - und dass der Tod immer zur Unzeit komme - das hat Henning Mankell schon geahnt, bevor er seine Krebsdiagnose erhielt. Und doch war dieses Leben reich und erfüllt, und Mankell selbst nannte es fantastisch, weil es besser gewesen sei, als es sich die meisten Menschen auf dieser Welt erträumen konnten. Henning Mankell war einer der dorthin schaute, wo es nötig war.

"Als Schriftsteller bin ich ein Intellektueller, und als Intellektueller ist es meine Verantwortung auf gesellschaftliche Ereignisse zu reagieren", so Mankell. "Die Gesellschaft zu demaskieren" - dieser Aufgabe stellte sich Henning Mankell schon als er 17-jährig eine Theaterkarriere anstrebte und Regieassistent am Stockholmer Rikstheater wurde.

"Die meisten Probleme dieser Welt sind unnötig"

In den 1970er Jahren erschienen drei Romane mit gesellschaftskritischem Hintergrund, eine Reise nach Afrika war lebensverändernd. Mitte der 1980er Jahre baute er in Mosambiks Hauptstadt Maputo eine Theatergruppe auf, und pendelte zwischen Schweden und Afrika. Wie auch sein Freund Christoph Schlingensief, dessen Theaterprojekt in Afrika Mankell sehr unterstützte, übernahm er 1996 die Leitung des Teatro Avenida in Maputo. Vor allem um Menschen zu erreichen, die weder lesen noch schreiben können.

"Es ist offensichtlich, dass wir in einer schrecklichen Welt leben - und das Schrecklichste ist, dass die meisten Probleme dieser Welt unnötig sind: zum Beispiel, dass Millionen von Kindern auf dieser Welt nicht Lesen und Schreiben lernen - ein Problem, dass wir schon längst hätten lösen müssen und lösen können. Aber wir nehmen es einfach in Kauf, dass diese Menschen verloren sind - und das finde ich so ekelhaft und so beschämend, dass ich darüber reden muss", betonte der Autor.
Nirgends konnte er seine Gesellschaftskritik so populär verkaufen, wie in seinen Kurt-Wallander-Krimis, die Henning Mankell in den 90er Jahren schrieb. Diskriminierung, Fremdenhass, Wirtschaftskriminalität und korrupte Politiker waren da Thema. Die Serie rund um den grantigen, zuckerkranken Kommissar beförderte Mankell an die Spitze von Bestsellerlisten und verkaufte sich weltweit rund 40 Millionen Mal.

"Diabetes machte Wallander noch populärer"

"Ich habe mit der Figur des Wallander versucht, eine Person wie du und ich zu schaffen. Nach dem dritten Roman hab ich ihn aufgrund seines ungesunden Lebenswandels an Diabetes erkranken lassen. Das machte ihn nur noch populärer, weil es ihn menschlich machte, und man sich damit identifizieren konnte - einen James Bond kann sich niemand mit Diabetes vorstellen. Wallander ist wie wir alle - und das ist einer der Gründe, warum er so beliebt ist."

Seine Krebserkrankung hat Hennnig Mankell, der mit Ingmar Bergmans Tochter Eva verheiratet war, zuletzt in einer schwedischen Tageszeitungs-Kolumne thematisiert. In Afrika sei der Tod ein Teil des Lebens; dort hätte er sehen können, wie man vernünftig mit dem Tod umgeht, hat Mankell in einem seiner letzten Interviews gesagt. Er habe keine Angst vor dem Sterben, wohl aber davor, Millionen von Jahren tot zu sein.