Der Schriftsteller Henning Mankell im Gespräch

Afrika verstehen

Seine Wurzeln liegen in Schweden, aber sein Leben in Afrika, von dem er schon als Kind träumte, lieferte Henning Mankell Stoff für mehrere Romane. Seit langem schon lebt und arbeitet er in Maputo, der Hauptstadt von Mosambik.

Im Gespräch, 15.04.2010

Michael Kerbler spricht mit Henning Mankell

Globale Interessensverflechtungen

Henning Mankells Roman "Der Chinese" spannt seinen Bogen von Schweden, über die USA und China bis nach Afrika. Was als Krimi beginnt, wandelt sich im Verlauf der Handlung in eine spannende hochpolitische Darstellung globaler Interessensverflechtungen. Gibt es geheime Pläne der Volksrepublik China, weite Landstriche afrikanischer Länder als künftigen Siedlungsraum anzustreben?

Der Krimiautor aus Schweden machte sich im Rahmen einer Veranstaltung im Wiener Burgtheater im Gespräch mit Michael Kerbler Gedanken über die großen Probleme Afrikas, über den Wettlauf der großen Wirtschaftsmächte um die Rohstoffressourcen dieses Kontinents und die Spätfolgen der kolonialen Vergangenheit, die auf Europa lasten.

Henning Mankell: Wir kommen nach Afrika mit Lösungen. Wir sollten aber mit Fragen hingehen. Ich habe schreckliche Beispiele gehört. Gute Menschen in Europa, die Tansania mit Frischwasser helfen wollen. Sie gehen dort hin, und diskutieren mit den Männern. In Afrika sind es aber die Frauen, die für Wasserfragen zuständig sind. Die Europäer haben mit den Männern diskutiert, und die wollten natürlich komplizierte technische Lösungen. Die Frauen wollten einfach einen Eimer und eine Winde, eine Kette.

Es wäre also richtig, zuerst einmal Fragen zu stellen, und sich zu überlegen, wem man die Fragen stellt. Ich sage das aus einem wichtigen Grund. Ich weiß, dass eines in Afrika geschehen muss, damit es zu Entwicklung kommt. Die Frauen müssen mehr Macht bekommen. Auf dem afrikanischen Kontinent haben die Frauen ungeheure Verantwortung für die Ernährung und die Fürsorge ihrer Familien, aber ihr Einfluss ist sehr, sehr gering.

Für mich ist es ganz klar: Wenn wir wirklich etwas verändern wollen, dann sollten wir den Frauen in Afrika helfen. Manchmal frage ich mich: Was tun die Feministinnen in Europa? Sie sollten in Afrika den Frauen helfen, denn diese Frauen brauchen wirklich Hilfe. Das wäre etwas Gutes.

Ich muss auch hinzufügen, dass es durchaus möglich ist für einen Mann wie mich, Feminist zu sein. Ich glaube ganz ehrlich: Wenn wir die Situation für die Frauen nicht ändern können, dann wird Afrika weiterhin schwere Zeiten durchmachen.