Wallanders Rückkehr

Der Feind im Schatten

Eine gute Nachricht für die Wallander-Fans: Vor zehn Jahren war der eigenbrötlerische Kommissar von Henning Mankell in den Ruhestand geschickt worden, jetzt kehrt er noch einmal zurück. "Der Feind im Schatten" heißt der Roman, der mit einer Startauflage von 300.000 Exemplaren in die Buchhandlungen kommt.

Kultur aktuell, 28.04.2010

Schluss, aus, vorbei hieß es vor gut zehn Jahren, als Henning Mankell seinen Kommissar in Pension schickte. Jetzt ist Wallander wieder da. Und Mankell muss immer wieder erklären, warum er den Melancholiker noch einmal ins Rennen geschickt hat:

"Lange Zeit dachte ich, dass mit Wallander Schluss sei, Hand aufs Herz. Aber vor fünf Jahren bekam ich plötzlich das Gefühl, dass noch etwas fehlte. Und zwar ein Buch über das Leben von Wallander selbst. Alle neun Romane handelten immer nur von ihm im Zusammenhang mit einem Fall. Aber: Wer ist dieser Mann eigentlich? Zugleich habe ich mich damals auch mit politischen Skandalen in Schweden beschäftigt, mit Politik, Spionage und Landesverrat."

U-Boot-Alarm in Schweden

"Das Wichtigste in diesem Buch ruht auf dem soliden Fundament, das die Wirklichkeit ausmacht", erklärt Henning Mankell am Ende des Buches. Die Wirklichkeit, das ist ein Vorfall im Herbst 1982. Damals gab es Alarm bei der schwedischen Marine - vor Stockholm waren U-Boote gesichtet worden.

"Alle behaupteten damals, dass es russische U-Boote seien", erzählt Mankell. "Doch es gab keine Beweise. Das ist der Hintergrund des Buches. Und ich habe einen Weg gefunden, wie ich den heutigen Wallander mit diesen Ereignissen verbinden konnte."

Der heutige Wallander ist etwas wunderlich geworden, beruflich sitzt er nicht mehr so fest im Sattel und er wird von Alter und Gedächtnisschwund geplagt. Unter Depressionen und Gewichtsproblemen hat er bereits gelitten, als er vor mehr als 20 Jahren in Henning Mankells Leben getreten ist.

"Es war anno 1989, das Jahr in dem sich in Europa eine Menge getan hat: der Fall der Berliner Mauer und all das", erinnert sich Mankell. "Ich wollte etwas über die großen Veränderungen, die in Europa im Gange waren, schreiben. Aus diesem Grund habe ich eine Kleinstadt im Süden von Schweden gewählt. Am Anfang hatte ich gar nicht vor, mehr als ein Buch mit Wallander zu schreiben, aber ich erkannte schnell, dass ich mit ihm eine Art Instrument geschaffen hatte, das ich benutzen konnte, um viele Geschichten zu erzählen."

"Der letzte Wallander, für immer"

Jetzt setzt Henning Mankell einen Schlusspunkt. "Hand aufs Herz, das wird der letzte Wallander, der letzte für immer", hat er erklärt und er hat es auch geschrieben. "Die Erzählung von Wallander geht unwiderruflich zu Ende", heißt es auf Seite 588. Aber schon vorher ist die Sache klar: Dort, wo Henning Mankell seinen Helden verlässt, von dort kann es keine Rückkehr geben. Aber keine Angst: Wallander wird nicht sterben.

Service

Henning Mankell, "Der Feind im Schatten", aus dem Schwedischen übersetzt von Wolfgang Butt, Zsolnay Verlag

Henning Mankell
Hanser Verlage - Der Feind im Schatten