Erick Zott und die "Colonia Dignidad"

Ein Folterlager schlimmster Sorte war die 1961 in Chile gegründete Colonia Dignidad des deutschen Laienpredigers Paul Schäfer. Der Spielfilm "Colonia Dignidad - Es gibt kein zurück" versucht diese Geschichte aufzurollen. Wie es im Film Daniel (Daniel Brühl) ergeht, so erging es im realen Leben auch Erick Zott, einem seit 1976 in Wien lebenden Chilenen.

Kulturjournal, 15.2.2016

Chile im September 1973: Der junge deutsche Fotograf Daniel (Daniel Brühl) steigt für den linken Präsidenten Salvator Allende auf die Barrikaden, als seine Freundin Lena (Emma Watson) überraschend zu Besuch kommt. Am nächsten Morgen wird das Paar durch einen Telefonanruf abrupt aus seiner Idylle gerissen: Pinochet hat nach einem Militärputsch die Macht übernommen, Allende-Anhänger werden verhaftet.

Sektenführer Paul Schäfer

Die beiden versuchen zu fliehen, werden aber wie Tausende andere auch festgenommen. Lena wird wieder freigelassen, doch Daniel wird in den Süden Chiles verschleppt, in die Colonia Dignidad, eine Kolonie die es nicht nur im Film gibt, sondern auch in der Realität existiert. Der Sektenführer Paul Schäfer, der aus seiner Heimat Deutschland wegen Pädophilie-Vorwürfen hatte fliehen müssen, richtete in dieser gottverlassenden Gegend, auf 30.000 Hektar sein Imperium ein, das wie ein Straflager geführt wurde.

Folter und Missbrauch

Den Mitgliedern der Sekte wurden Psychopharmaka verabreicht, sie mussten ohne jede Bezahlung schuften, wurden geprügelt und gedemütigt, Frauen wurden von Männern getrennt, Babys ihren Eltern geraubt. Und die Colonia Dignidad wurde zu einem der Folterzentren des Geheimdienstes DINA während der Pinochet-Diktatur.

Zeitzeuge Zott

Wie es im Film Daniel ergeht, so erging es im realen Leben auch Erick Zott, einem seit 1976 in Wien lebenden Flüchtling. Mit verbundenen Augen wurde Zott mit Lederriemen an ein Feldbett gebunden, Hände und Füße gefesselt. Nach kürzester Zeit verlor er jedes Gefühl für Raum und Zeit. Und immer wieder wurde er seinen Folterknechten vorgeführt. "Innerhalb von zwei Jahren war ich in 36 verschiedenen Lagern, gefoltert wurde überall, aber in der Colonia Dignidad andauern - mit Strom, Wasser und Gewalt."

Im Film schleicht sich Lena in die Colonia ein, um ihren Freund zu befreien. Ausgerechnet während eines Besuchs von Diktator Pinochet treffen sich Daniel und Lena das erste Mal im Straflager der Sekte. Die Darstellung im Film entspreche der Realität, sagt Erick Zott. Er sieht den Film nicht nur als realistische Darstellung, sondern auch als Hilfe zur Vergangenheitsbewältigung für Opfer.

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