György Konrád: "Gästebuch" über die Freiheit

Wie ein lebenslang geführtes Notizbuch liest sich György Konráds jüngstes Werk, "Gästebuch - Nachsinnen über die Freiheit": Gedanken, liebevolle Porträts von Familienmitgliedern und Freunden sowie Erinnerungssplitter. Sein ganzes Leben hat der ungarische Autor gegen Gewaltherrschaft und Verfolgung durch Willkürregime angeschrieben.

Heute setzt er sich kritisch mit der Politik von Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orbán auseinander.

Morgenjournal, 26.4.2016

Ein Gespräch mit György Konrád in Berlin,

György Konrád hat als Kind mit seiner engsten Familie die Verfolgung durch die Nazis überlebt. Später haben ihm die kommunistischen Machthaber in Ungarn verboten, seine Texte zu veröffentlichen. Bereits 1984 rief Konrád dazu auf, den "Eisernen Vorhang" zu beseitigen. Seine Heimat hat der Autor nie verlassen; auch heute, unter der Regierung Orbán, denkt er nicht ans Weggehen.

Auf die Frage, warum sich Orban vom jungen, liberalen Freiheitskämpfer zum Lenker, so Konrád, einer "parlamentarischen Diktatur" entwickelt habe, antwortet der Dichter: "Er ist ein zynischer Politiker geworden, und er hat verstanden, dass es auf der rechten Hälfte der politischen Palette keine starken Figuren oder Bewegungen gibt - dort kann er siegen."

Das "Gästebuch" des 83-Jährigen wirkt wie ein großes Puzzlespiel. Die vielen kleinen Erzählsequenzen erlauben zusammengesetzt einen Einblick in den Kopf und in das Herz des Dichters. Konrád schreibt, er selbst maskiere sich als alten Herren in Rente, um in Ruhe schreiben zu können. Und das sei für ihn seit dem Fall des "Eisernen Vorhangs" 1989 endlich uneingeschränkt möglich.

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György Konrád, "Gästebuch - Nachsinnen über die Freiheit", Suhrkamp
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