Salzburger Nachtstudio

"Das Tier in uns"
Gestaltung: Elke Kellner

"Die Dämme sind gebrochen - ohne den Blick auf die Tiere ist der Mensch nicht zu begreifen". Diese Aussage des Verhaltensbiologen Kurt Kotrschal blieb beim diesjährigen Philosophicum Lech unwidersprochen. Aber ist das Tier dem Menschen in der Natur auch gleichgestellt? Haben Tiere auch Rechte und wie definiert sich die ethische Verantwortung des Menschen gegenüber dem Tier? Braucht es im Lichte der neuen Forschungsergebnisse der Biologie und Verhaltensforschung, die immer mehr Tieren wie Wölfen, Raben oder Delfinen Fähigkeiten attestieren, die bisher als Charakteristikum des Menschen galten, nicht eine ganz neue Tierethik? Und - was unterscheidet uns überhaupt noch vom Tier?

Das Tier ist Projektionsfläche für den Menschen und seine Bedürfnisse. Zur Demonstration von Stärke und Macht schmückte er sich gern mit Adler, Löwe und Bär. Schamanische Geistertiere begleiten uns seit Ur-Zeiten, sie prangen auf den Wappen und der symbolische Puma auf unseren Schuhen trägt uns durch die Straßen. Tiere waren schon früh Begleiter des Menschen: Wölfe schlossen sich den Menschen an und wurden zu "Haus"-Hunden. Auch Wildkatzen im antiken Ägypten suchten die Nähe des Menschen. Im Prozess der Domestizierung treten Mensch und Tier in enge Beziehung - es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen, denn das Wildtier tauscht seine Freiheit und Unabhängigkeit gegen Schutz und Nahrung ein. Doch unsere Differenzierung geht hier viel weiter: Nutztiere bezahlen dieses "Gegengeschäft" mit ihrem Leben, wir ernähren uns von ihrem Fleisch. Unsere Haustiere hingegen machen wir zu Familienmitgliedern und schreiben ihnen menschliche Rollen auf den Leib - Partner, Kindersatz, Gefährte - die auf ihre natürlichen, artspezifischen Bedürfnisse kaum Rücksicht nehmen.

Sendereihe