Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Soldaten im Visier. Kriegsfotografie als Forschungsgegenstand. Gestaltung: Ulrike Schmitzer

1939 besaßen rund zehn Prozent aller Deutschen einen eigenen Fotoapparat, unter den SS-Soldaten waren es vermutlich noch viel mehr. Das Propagandaministerium rief die Soldaten auf, die Kamera im Krieg einzusetzen. Die Knipserfotos in der Feldpost sollten den Zusammenhalt zwischen Front und Heimat stärken. Die Bilder waren oft das einzige Lebenszeichen der Männer.

Wie gehen die Menschen heute mit den Nachlässen, den lange versteckten Fotoalben und Kriegserinnerungen um? Welche Erkenntnisse kann die Forschung aus den Amateurfotos gewinnen? Wissenschaftler untersuchen unter anderem den Blick der Soldaten durch die Kamera auf fremde Kulturen, die Bildästhetik und den Einfluss der Kriegspropaganda. In den Fokus des Forschungsinteresses gelangten zuletzt auch private Schnappschüsse von SS-Männern aus den Konzentrationslagern, die die "heile Welt" an den Orten des Schreckens abbilden.

Der Fotohistoriker Anton Holzer meint, dass noch viel Material ungesichtet in den Schubladen deutscher und österreichischer Familien lagert. Die Alben transportieren auch die Bürde schwer erträglicher Gefühle. "Erst wenn diese sichtbar werden, besprochen und diskutiert werden, ist eine andere Auseinandersetzung mit der Vergangenheit denkbar. (...) Eine Auseinandersetzung, die über heftige Anklage und blinde Abwehr hinausgeht."

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