Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

1. Verstärkt kosmische Strahlung die Wolkenbildung?
2. Altruistisches Bestrafen und soziale Normen
3. Straßennamen: das historische Gedächtnis einer Stadt
4. Das Dollfuß/Schuschnigg Regime 1933-1938

Redaktion: Franz Tomandl

1. Verstärkt kosmische Strahlung die Wolkenbildung?

Am Europäischen Kernforschungszentrum CERN suchen Wissenschaftler nicht nur nach den letzten Bausteinen der Materie. Das sogenannte CLOUD-Experiment untersucht den Zusammenhang zwischen kosmischen Strahlen und dem Klimawandel. CLOUD ist die Abkürzung für "Cosmics Leaving OUtdoor Droplets". Das Experiment untersucht kosmische Einflüsse auf die Wolkenbildung. Erste Resultate deuten darauf hin, dass kosmische Strahlen die Wolkenbildung verstärken könnten. Mit Jasper Kirkby, Leiter des CLOUD-Experiments. Autor: Robert Czepel.

2. Wie mit "altruistischem Bestrafen" soziale Normen durchgesetzt werden

Egoistische Bedürfnisse müssen in unserem Alltag oft zurückgestellt werden, um im Interesse der Gemeinschaft, der Gruppe oder einer Partnerschaft zu handeln. Diese Situationen haben eines gemeinsam: Wir wenden in ihnen Selbstkontrolle an. Sie ist erforderlich, um soziale Normen zu befolgen. Das dafür nötige "Bremspedal" im Gehirn befindet sich im Stirnhirn. Ist es unterentwickelt oder gestört, steht es schlecht um die Einhaltung sozialer Normen, und zwar ganz allgemein in Gemeinschaften. Denn in Gemeinschaften haben soziale Normen nur dann Bestand, wenn sich Mitglieder ohne unmittelbaren Eigennutz dafür stark machen, zum Beispiel durch "altruistisches Bestrafen". "Altruistisches Bestrafen" erfordert viel Selbstkontrolle. Mit Daria Knoch, Sozialpsychologin, Universität Basel. Autorin: Maria Mayer.

3. Straßennamen: das historische Gedächtnis einer Stadt

Der Dr.-Karl-Lueger-Ring, der mittlerweile Universitätsring heißt, war eines der prominentesten Beispiele für eine Straßenumbenennung in Österreich in den letzten Jahren. Dieser Umbenennung ist eine lange Diskussion vorausgegangen, die gezeigt hat, dass der Umgang mit historisch belasteten Namen von Plätzen, Straßen oder Institutionen nach wie vor schwierig ist. Doch nicht nur in Österreich führen kritische Straßennamen oder Umbenennungspläne zu emotionalen Debatten. Bei der Konferenz "International directions in critical place-name research and the Vienna case study", die Anfang dieser Woche am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien stattgefunden hat, diskutierte eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern über den Umgang mit umstrittenen Verkehrsflächenbezeichnungen, etwa in Deutschland, Belgien, Osteuropa oder Österreich. Mit Maoz Azaryahu, Kulturgeograph an der Universität Haifa, Israel. Autorin: Marlene Nowotny.

4. Neue Publikation zu Austrofaschismus 1933-38

1933 errichtete der christlich-soziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß in Österreich ein an ständestaatlichen und faschistischen Ideen orientiertes Herrschaftssystem. Die ideologischen Gegensätze zwischen Sozialdemokraten und regierenden Christlichsozialen eskalierten im Februar 1934. Deren paramilitärische Einheiten, der Republikanische Schutzbund und die Heimwehr, marschierten in einen Bürgerkrieg mit mehr als dreihundert Toten. Nach Dollfuß´ Ermordung durch illegale österreichische Nationalsozialisten führte Kurt Schuschnigg den "Austrofaschismus" fort - bis zum so genannten "Anschluss" an Hitlerdeutschland 1938. - Bis heute zählen die fünf Jahre der autoritären Herrschaft Dollfuß/Schuschnigg zu den umstrittensten Phasen der österreichischen Geschichte. Vergangene Woche wurde in Wien ein Buch präsentiert, das sich diesem Regime auf mehr als sechshundert Seiten widmet: Sabrina Adlbrecht hat mit einem der Herausgeber, dem Wiener Zeithistoriker Florian Wenninger, gesprochen und den folgenden Beitrag gestaltet:

Buchtipp:
Florian Wenninger und Lucile Dreidemy (Hrsg): Das Dollfuß/Schuschnigg Regime 1933-1938. Vermessung eines Forschungsfeldes, Böhlau Verlag Wien

Sendereihe