Panne im US-Justizministerium

US-Waffen gingen an Drogenkartelle

"Fast and Furious" ist der Deckname für eine Aktion des US-Justizministeriums, in deren Verlauf unter tatenloser Aufsicht der US-Behörden seit 2009 rund 2.000 Waffen aus den USA an mexikanische Drogenkartelle geliefert wurden. Der US-Kongress hat nun Untersuchungen begonnen, um herauszufinden, wer diese der Kriminalitätsbekämpfung zu verantworten hat.

Mittagsjournal, 16.06.2011

Zur Aufspürung von Drogenbossen

Am 15. Dezember 2010 wurde Officer Brian Terry auf amerikanischem Staatsgebiet, 30 Kilometer von der Grenze zu Mexico entfernt, von Mitgliedern der mexikanischen Drogenmafia erschossen. Am Tatort fand man mehrere Kalaschnikows, unter anderem zwei, die im Zuge der Aktion „Fast and Furious“ über den Ladentisch eines Waffengeschäfts in Arizona gegangen waren. Die Idee hinter „Fast and Furious“ ist so speziell, dass man sie heute nur schwer nachvollziehen kann.

Irgendwer im US-Justizministerium in Washington - bis heute kann sich niemand daran erinnern, wer genau das war – hatte den Einfall, dass man Waffenkäufe durch Strohmänner der Drogenbarone in Arizona dazu nutzen könnte, sich auf die Spur en der Waffen zu heften. Dadurch hoffte man, an die Hintermänner der Kartelle zu kommen. Wie man die Waffen verfolgen würde, warum die Waffen ausgerechnet zu den Big Bosses führen sollten und wie man sie später wieder einsammeln würde, darüber fehlt seitens des Justizministeriums bis heute jede Auskunft.

Strafen für Aufdecker

Jedenfalls sahen Justizmitarbeiter in Washington, teilweise sogar live über Webcams kooperierender Waffenhändler zu, wie mehr als 1700 Waffen, von denen man wusste, dass sie für die Narco-Mörder in Mexico bestimmt waren, über den amerikanischen Ladentisch gingen. Viele Beamte am Ort, in Arizona, empfanden dieses Vorgehen als komplett verrückt, wie sie gestern einem Ausschuss im Kongress berichteten. Peter Forcelli, Spezialagent: Immer wieder hätten die Beamten ihre Vorgesetzten auf die Idiotie, amtsbekannten Strohmännern halbautomatische Waffen zu verkaufen, hingewiesen, sagt ein anderer Spezialagent, John Dodson. Es erschien uns komplett sinnlos, was da geschah. Aber: Wer immer auch etwas zu den Vorgesetzten gesagt hat, wurde nur bestraft.

Keiner will Auftrag erteilt haben

Eine der wichtigsten Fragen bleibt gestern im Ausschuss ungeklärt: Wer hat diese Vorgangsweise verantwortet, wer hat sie genehmigt. Der Ausschussvorsitzende Darrell Issa wird ungehalten, als ihm ein hoher Beamter des Justizministeriums ausweichende Antworten gibt: ich will jetzt von Ihnen wissen, wer diese idiotische Idee zu verantworten hat, schäumt Issa. Wer in Washington hat das genehmigt? Die Antwort des Justizbeamten: Das weiß ich nicht.
Um dies herauszufinden, wird es nun weitere Ausschusssitzungen geben. Das Programm „Fast and Furious“ wurde unterdessen eingestellt - nach 15 Monaten und fast 2.000 verkauften Waffen, die nun teils in Mexiko teils in den USA bei hunderten Gewaltverbrechen inklusive Mord verwendet wurden und werden.